„Bad Regina“
Kiepenheuer & Witsch
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In den Abgründen des Größenwahns

Tiefschwarzer Humor und vielen skurrile Details – diese Zutaten prägen auch den neuesten Roman von David Schalko: In „Bad Regina“ schreibt er über den Untergang eines ehemals florierenden Kurorts in den Alpen.

Das Grand Hotel, das Sanatorium, das Casino, das alte Bad – alles leer und verfallen, genauso wie die meisten Häuser in Bad Regina: Wer immer den Ort verlassen hat, weil er verkauft hat, tat das still und heimlich bei Nacht und Nebel. Nur noch 46 Menschen leben hier, als der einst glamouröse Kurort von einem geheimnisvollen Chinesen namens Chen aufgekauft wird.

Reales Vorbild

Bei der Beschreibung des Ortes denken viele sofort an Bad Gastein: Es gibt einen lärmenden Wasserfall mitten im Ort, und der morbide Charme der protzigen Hotels und der leerstehenden Häuser im Zentrum ähneln einander. Das ist durchaus gewollt, so David Schalko: Bad Regina sei an Bad Gastein angelehnt – immerhin sei auch das reale Vorbild mehr oder weniger von einem Mann aufgekauft worden.

„Bad Regina“
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In Schalkos Roman widersetzen sich ganz wenige den äußerst großzügigen Angeboten des mysteriösen Fremden: Einer von ihnen ist Othmar. Er war früher der Betreiber eines Partyclubs, der weit über die Grenzen des Tals berühmt war – heute sitzt er von Gicht geplagt und lethargisch in seiner Wohnung, die er mit dem ehemaligen Star-DJ Alpha teilt – bzw. wo er ihn pflegt, denn Alpha ist seit einem Skiunfall im Wachkoma. Dann sind da noch seine Geliebte Selma, die irgendwann in den Ort gekommen ist, als die meisten schon gegangen waren, sowie der Wirt und seine Frau, der Bürgermeister, ein Polizist, der Pfarrer und ein Aristokrat, der noch das Schloss bewohnt – aber auch er bereitet sich schon auf seinen Abschied vor.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 14.2.2021

Skurril, überzeichnet, morbide

Othmar, der seine Tage mit viel Alkohol und Gedanken an früher verbringt, möchte dann doch diesen langsamen Verfall nicht mehr hinnehmen: Er will herausfinden, wer dieser Chen eigentlich ist, und welche Pläne er verfolgt. Denn – welchen Sinn hat es, den Ort dem Niedergang zu überlassen?

Verzweifelt und kurz vor dem Resignieren rafft sich Othmar noch einmal auf: Er will seinen Ort nicht kampflos aufgeben, und so überredet er die restlichen Verblieben zu einer wahnwitzigen Rettungsaktion – die natürlich aus dem Ruder läuft, aber überraschende Erkenntnisse bringt. Alles in allem ist das Buch skurril, grotesk überzeichnet und morbide – wer David Schalkos Fernsehserien geliebt hat, wird auch diesen Roman mögen.