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Kultur

Menschenbilder ziehen wieder durchs Land

Seit zehn Jahren werden die besten Werke der steirischen Berufsfotografen unter dem Titel „Menschenbilder“ im öffentlichen Raum präsentiert. Aktuell ist die Schau am Grazer Mariahilferplatz zu sehen, danach zieht sie weiter.

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte, und 55 Bilder der besten steirischen Berufsfotografinnen und Fotografen kann man wohl gar nicht mehr in Worte fassen: „Ich schaue ein Foto an, und es berührt mich, und somit ist es gut – oder sehr gut“, bringt es „Menschenbilder“-Organisatorin Birgit Enge vom Atelier Jungwirth auf den Punkt.

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Tim Ertl hat diesen Moment voller Lebensfreude eingefangen.

Sehr gute Fotografien halten den Zauber des Moments höchst kunstvoll fest – wie etwa ein Schnappschuss aus Kroatien: „Irgendwann klettert da so ein Kind an der Ankerschnur rauf, stellt sich raus auf den Steg, blödelt, und ich habe mir noch gedacht: Bitte hupf! Und ich schrei das raus und klick – Foto im Kasten – danke“, erinnert sich Fotograf Tim Ertl an den Moment voller Lebensfreude zurück.

Kurze Augenblicke oder ganze Lebensgeschichten

Die „Menschenbilder“, das sind einerseits kurze Augenblicke und andererseits ganze Lebensgeschichten – gebündelt in einem Foto. Robert Sommerauer etwa hat seinen 93-jährigen Vater und 92-jährigen Onkel porträtiert: „Sie sind aufgrund ihres Alters in Wahrheit eine Person, wollen sich berühren und sie wissen, dass die Zeit enden wollend ist.“

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Robert Sommerauer hat seinen Vater (rechts) und seinen Onkel (links) porträtiert.

Vertreten ist auch ein Foto der Kult-Band „Opus“ mit dem Titel „Fake or True“: „Da wissen wir nicht: Haben die dort jetzt wirklich hingepinkelt oder nicht. Also ich bin ja gut erzogen worden: Ich habe das nur fotografiert“, erklärt „Menschenbilder“-Initiator Christian Jungwirth lachend.

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Haben sie oder haben sie nicht? Eine Frage, die sich beim Blick auf Christian Jungwirths Foto von Opus vorne links durchaus stellt.

Zwischen Fotos zum Schmunzeln und Aufnahmen mit Tiefgang lohnt sich der Spaziergang über den Grazer Mariahilferplatz, verspricht Organisatorin Birgit Enge: „Die Menschen kommen her, sehen sich die Fotografien an, diskutieren, kritisieren, jausnen, schlafen – was auch immer – das heißt, der Platz wird wirklich belebt“ – und bis zum Jahresende wird die Schau weitere 13 steirische Gemeinden beleben.

Dringendes Aufzeigen

Insgesamt neunmal war die jährliche Leistungsschau der rund 1.400 steirischen Berufsfotografen schon zu sehen. Noch nie dürfte es aber so notwendig wie jetzt gewesen sein, im Zuge einer von der Landesinnung unterstützten Schau auf das Potenzial der Berufsgruppe öffentlich hinzuweisen.

Während der Lockdowns durften Berufsfotografen ihre Dienste weiter anbieten, erklärte Enge: „Viele Aufträge sind aber ausgeblieben, der Fotobedarf während der Pandemie ist gering, Hochzeiten und andere Familienfeiern bleiben aus und Unternehmen investieren jetzt nicht in schöne Fotos, die gesamte Branche ist extrem belastet“, schildert Enge.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 14.3.2021

56 Bilder von 56 Fotografen

„Wenn sich die Leute nicht zu uns trauen, dann kommen wir mit unserer schon traditionellen Ausstellung nach draußen“, lassen sich die Veranstalter der Branchen-Schau dennoch nicht entmutigen: Insgesamt 56 großformatige Fotografien von ebenso vielen steirischen Fotografinnen und Fotografen sind zu sehen.