Es ist ein radikaler und dennoch unschuldiger Blick, den Guillaume Bruere auf christliche Ikonographie wirft: In Frankreich ohne religiöse Bindung aufgewachsen, fand der Maler über die Kunstgeschichte zur Malerei und lässt sich über künstlerische Vorbilder zu neuen Werken inspirieren.
Wahrnehmung und Verwandlung
Bruere könnte man mit einer leeren Leinwand vergleichen – er nimmt unbefangen auf, was er wahrnimmt, verwandelt es und erfüllt es mit neuem Sinn: „Ein Teil von mir will gerne auch unwissend bleiben. Wenn ich das zu sehr wissen würde, wäre ich vielleicht gefangen. Und ich mag, dass ein Teil von mir vergisst, was ich gesehen habe. Und das geht in meinen Körper hinein und dann findet eine Verwandlung statt.“
Ohne Ironie
Trotz ihrer Radikalität sind die Bilder frei von Blasphemie. „Diese Fremde macht auch die Faszination seiner Kunst aus, weil er tatsächlich vollkommen unschuldig an die Sache rangeht, sie überzeichnet, aber mit keiner Spur von Ironie“, so Kurator Johannes Rauchenberger.
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 26.3.2021
Vielmehr kann man die Bilder als existentielle Vereinigung mit den Figuren und Motiven lesen. „Wenn ich an einem Kreuz arbeite, dann muss ich mich von dem Kreuz lösen, aber ich komme wieder zu dem Kreuz. Es ist ein Hin- und Her zwischen dem Motiv, das mich fesselt und treibt“, so der Künstler.
„Einzigartigkeit auf dem Kunstmarkt“
„Es ist so ganz anders, als andere Künstler, die sich ironisch oft auch den Sujets nähern. Nein, es ist tiefe existentielle Berührung und das macht meines Erachtens seine Einzigartigkeit auf dem internationalen Kunstmarkt aus“, so Rauchenberger. Davon überzeugen kann man sich in der Ausstellung „Dead and alive“ im Kultum noch bis 8. Mai.