Timm Ulrichs
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Kultur

Timm Ulrichs im Kunsthaus Mürz

In den 60er-Jahren provozierte der heute 80-jährige Timm Ulrichs den Kunstbetrieb und erklärte sich selbst zum Kunstwerk – ein Weg, den er bis heute geht, wie die aktuelle Schau des deutschen Konzeptkünstlers im Kunsthaus Mürz zeigt.

Ein Pinsel aus dem Haar des Künstlers, Kopfsteinpflaster aus dem Abguss des eigenen Schädels, ein Totenhemd mit der Aufschrift „unbekannt verzogen“ – Timm Ulrichs nimmt es oft wortwörtlich: „Ich will mir selbst durch die zugespitzte Formulierung Vergnügen bereiten“ – und wenn sich einer zudem Totalkünstler nennt, kann er für den Kunstmarkt schon suspekt sein.

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Sprichwörtliches Kopfsteinpflaster hat Ulrichs im Kunsthaus Mürz verlegt

„Totalkünstler“ kann natürlich als historische Provokation gelesen werden, heißt aber für Ulrichs, sich in seinem Schaffen keine Grenzen zu setzen – so zieht er den Vergleich mit dem Pferd oder dem Springer im Schach: „Ein Springer springt um die Ecke. Man weiß nicht welche und wie er seine Bahn zieht. Das wäre vielleicht die adäquate Denkfigur, der ich zu folgen versuche.“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 28.3.2021

Eine tagtägliche Fahrt ins Blaue

Stets ist der heute 80-Jährige auf Abenteuer aus: „Es geht darum, dass man eine Fahrt ins Blaue unternimmt und auf Ergebnisse stößt, die überraschend sind und nicht vorhersehbar“ – das Unwägbare ist sein Credo, er selbst das Versuchsobjekt: „Ich möchte nicht aus der Welt scheiden und viele Möglichkeiten, die ich gehabt hätte, außer Acht gelassen haben.“

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„Nehmet, esset, das ist mein Leib“ – ein Kruzifix, das man essen könnte

„Nehmet, esset, das ist mein Leib“ – heißt etwa sein Kruzifix aus Schoko-Schnitten – die Werke haben viel Witz, ja oft Galgenhumor: „Man soll durch so eine Ausstellung gehen, sein Vergnügen haben, glauben, das sei alles ganz leichtgewichtig. Über die Schwere der Gedanken kann man sich später ja noch – wenn man will – ein Zeugnis ablegen“ – bis zum 16. Mai ist das in der von Sabine Kienzer kuratierten Schau im Kunsthaus Mürz noch möglich – samt angrenzender Gruppen-Schau zu konkreter Poesie.