Der große Diktator – Szenen im Schauspielhaus Graz
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Kultur

„Der große Diktator“ im Schauspielhaus

Kann man über Adolf Hitler und das NS-Regime lachen? Diese Frage beantwortete Charlie Chaplin 1940 mit seinem Film „Der große Diktator“ klar mit „Ja“. Im Grazer Schauspielhaus wird derzeit an einer aktuellen Version des „Großen Diktators“ gearbeitet.

Am Grab ihres Idols treffen zwei Chaplin-Imitatoren aufeinander. Die beiden werden in die fiktive Welt des Films „Der Große Diktator“ hineingezogen, in dem Hitler als tölpelhafter Clown persifliert wird. Der Film aus dem Jahr 1940 ist die Basis für die Inszenierung von Clara Weyde.

Neue Blickwinkel

Durch das Spiel-im-Spiel kommt der Blick von heute dazu: „Diese verschiedenen Ebenen machen auch verschiedene Blickwinkel möglich, die verhindern, dass man in eine ‚Wie-kann-man-das-heute-noch-machen-Diskussion‘ kommt, die dann moralisch wird“, so „Hynkel“-Darstellerin Julia Gräfner.

Der große Diktator – Szenen im Schauspielhaus Graz
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Szene aus „Der große Diktator“

„Was dürfen wir entscheiden, was passiert uns, wo haben wir keine Macht mehr darüber? In welchen kleinen Momenten übernehmen wir Verantwortung – oder nicht?“ – zunehmend vermischen sich für die Chaplin-Imitatoren Realität und Spiel, schildert Alexej Lochmann, der den Friseur gibt.

Die Verführungskraft von Macht

Das Stück zeigt, wie schnell wir verführbar werden durch Macht – damals wie heute, und „dass es daher doppelt und dreifach wichtig ist, sich diese Mechanismen anzuschauen oder sie zu reflektieren und sie nicht zu vergessen, damit andere sie anschauen können“, so Julia Gräfner.

Der große Diktator – Szenen im Schauspielhaus Graz
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Julia Gräfner in „Der große Diktator“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 17.4.2021

Und damit das – trotz geschlossener Theatertüren – möglich ist, hat das Schauspielhaus neue Formate entwickelt, berichtet Betriebsdirektor Georg Kandolf: „Wir haben uns natürlich technisch auseinandersetzen müssen mit völlig anderen Dingen wie Live-Streaming, mit 360-Grad-Technik – und wir haben versucht, kreativ mit der ganzen Situation umzugehen.“ Dennoch ist ein „echter“ Theaterbesuch nicht zu ersetzen – bleibt somit zu hoffen, dass der „Große Diktator“ tatsächlich wie geplant im Mai seine Premiere feiern kann.