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Kultur

„PfingstArt“ in Weiz ist heuer „zeitlos“

Seit vielen Jahren schon leuchtet die Kunst-Reihe „PfingstArt“ in Weiz philosophische und aktuelle Themen mit den Mitteln der Kunst aus. Unter dem Motto „Time: Less“, also „zeitlos“ reagieren heuer viele Künstler auf die Pandemie mit Videos im Internet.

Die „PfingstArt“ beginnt heuer am 2. Mai: 13 Kurzvideos eröffnen internationalen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, um über die Zentren der Pandemie Europas, der USA und des Mittleren Orients zu reflektieren. Ein Großteil der Arbeiten ist im Internet zu sehen, aber auch in der Basilika am Weizberg kann man Kunst erleben. Hier wurde heuer monumentale Falle aus Holz und Steinen aufgebaut.

Von Fallen und Seelenbildern der Mächtigen

Auf Tellern liegen trockene Brotstücke, mi Haken und in Draht eingewickelt, ein karges Lockmittel, sagt Walter Kratner: "Wenn man sozusagen einen sehr kargen Köder hat, dann sind es meistens wenig gut situierte Menschen die sich in diese Falle begeben. Nachdem dieses Brot mit den Haken und Drähten sozusagen vernäht und umgarnt wurde, bedeutet das natürlich auch, dass die Menschen wirklich in diese Falle tappen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 30.4.2021

Mit kleinen Polstern ist zudem leicht angedeutet, dass die Illusion der Bequemlichkeit eines schönes Lebens gegeben werden soll, das die Menschen bekommen wenn sie sich in dieses Objekt, in diese Falle begeben. Ich glaube, dass diese ganze Installation auch ein Seelenbild der Mächtigen und der Herrschenden ist, die diese Falle aufstellen. Es gibt also die Ambivalenz zwischen dem Opfer und den Tätern und das erscheint mir in dieser Installation wichtig." Walter Kratner.

Tagebuch der Pandemie

Kratner versteht seine Installation, so wie die ebenfalls in der Kirche ausgestellten Web-Arbeiten von Kornelia Strahlhofer, als materiellen, sinnlich erlebbaren Gegenpol zum zweiten Teil der „PfingstArt“: Er findet virtuell im Internet statt. Dafür gestalteten 13 internationale Künstlerinnen und Künstler von drei Kontinenten unter dem Motto „Time:Less“ Kurzfilme und schufen so ein Tagebuch der Pandemie. Oftmals sind es ohnehin vorhandene Gefühle und Probleme, die durch die Pandemie verstärkt wurden, meint Walter Kratner: „Es geht nicht darum, die Situation der Pandemie kritisch zu beleuchten oder Kritik an bestimmten Gesetzgebungen zu äußern; es geht darum eine Chronik der Künstler zu zeigen, was sie zum Beispiel in diesem Zeitraum beschäftigt und beschäftigt hat.“

Lyrik, verschlossene Geschäfte und der Naschmarkt

Dabei haben sich für viele Künstler auch neue, gestalterische Möglichkeiten aufgetan: "Wir versuchten schon ein kleines, kammermusikalisches Werk zu bieten. Das war auch möglich, weil eben die Künstlerinnen und Künstler ein autonomes, eigenständiges, kleines Video speziell für diese Serie erstellen haben lassen. Jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag werden diese kurzen Videos online gestellt. Es wird Lyrik im klassischen Sinn ebenso vorgestellt wie ein Spaziergang am Naschmarkt wo man Tauben, alte Menschen und verschlossene Geschäfte sieht. Dazu werden Tagebuchaufzeichnungen einer Zahnarzt-Assistentin mit dem Namen Ingeborg Bachmann, erzählt Kratner:

Depressionen, Tunnelfahrten und

Kratner hebt die verschiedenen Zugänge heraus: „Eine polnische Künstlerin malt selbstreflektierend ihre Figur, ihr Gesicht, die zweite Künstlerin sitzt sozusagen wie in einer Depression vor einem Tablet und sieht praktisch ihr Antlitz an. Beide kommen aus der gleichen Gesellschaft, aus der gleichen Kulturlandschaft, aber in verschiedensten Formen reflektiert sich der gesellschaftliche Zustand Polens. Ein Afroafrikaner fährt durch den Tunnel in Oakland und malt gleichzeitig expressionistische, abstrakte Bilder. Es werden also in einem ganz kurzen Video verschiedene Blickwinkel und Aspekte eines Menschen kombiniert, dadurch entsteht eine hybride Form die sich schlecht definieren lässt“, so Kratner.