Schloss Schrattenberg
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Auf der Suche nach vergessenen Orten

Wild verwuchert und vergessen steht das Schloss Schrattenberg in St. Lorenzen bei Scheifling. Georg Lux und Helmuth Weichselbraun sind stets auf der Suche nach genau diesen „Lost Places“, um ihnen in ihren Reiseführern neues Leben zu schenken.

Warum das Barockschloss 1915 abbrannte, darüber gibt es nur Vermutungen. Bis zu 500 Soldaten sollen dort im Ersten Weltkrieg einquartiert gewesen sein, sagt der „Lost-Places“-Autor Georg Lux: „Ich habe Stunden in der steirischen Landesbibliothek verbracht und viele Gespräche mit Historikern geführt. Sehr ergiebig sind auch immer Gemeindechroniken, egal zu welchem Jubiläum sie verfasst werden, und wir sprechen natürlich auch mit Anrainern.“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 12.6.2021

Auch für den Fotograf Helmuth Weichselbraun bedeutet das Aufspüren dieser vergessenen Orte eine spannende Reise in die Vergangenheit: „Ich nehme mir oft die Zeit, dass ich wirklich versuche, mir Szenen vorzustellen: Wie kann das sein, oder wie war das, wenn da ein Wagen vorgefahren ist, wer ist da ausgestiegen, was ist in den Gemäuern passiert, in den Prunksälen passiert. Also man versucht da schon sehr viel, sich zusammen zu dichten.“

Vergessene Orte mit Geschichte

Es sind knapp 20 vergessene Orte, die die beiden Lost-Places-Jäger in der Steiermark aufgespürt und für ihren etwas anderen Reiseführer erforscht haben. Die Erfahrung ist dabei immer eine andere, schildert Lux: „Es sind meistens überwältigende Eindrücke, weil man nicht weiß, wo man als erstes hinschaut. Es ist die Natur, die sich zurück kämpft – sind es die Bauten, spürt man Fresken nach, sucht man Spuren am Boden. Also man ist überwältigt, deswegen besuchen wir auch jeden Lost Place mehrmals.“

Puxaloch
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Das „Puxaloch“ ist eine der selten noch erhaltenen Höhlenburgruinen in Österreich

Von der Meinl Mühle in der Südsteiermark, über ein altes Schwimmbad in Lassnitzhöhe, bis hin zu einem alten Bagger in Voitsberg – allesamt Orte, die die beiden magisch anziehen, so Lux: „Unsere Interessen sind breit gefächert, aber es gibt schon einen Lost Place in der Steiermark, der uns beide besonders beeindruckt hat: Das ist das Puxaloch als ehemaliges Höhlenloch, weil es einfach so eine gewaltige Mischung ist aus Natur und Ruine, weil der Aufstieg sehr steil ist und schweißtreibend, aber man dann froh ist, wenn man oben ist.“

Der Reiseführer „gegen das Vergessen“

So stoßen die beiden auch immer wieder auf neue skurrile Sehenswürdigkeiten: „Man wird süchtig, also wirklich süchtig nach jeder Geschichte. Es begegnet einem überall etwas, man kann auch gar nicht mehr normal durch die Gegend gehen, man zieht das wirklich an und findet dann die unglaublichsten Geschichten.“

„Lost Places“ in der Steiermark von Georg Lux und Helmuth Weichselbraun
Styria Verlag

Insgesamt hat das Duo bereits vier Bücher zum Thema „Lost Places“ gestaltet: „Wir sehen das als Reiseführer gegen das Vergessen. Jede Ruine hat eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden und nicht vergessen zu werden.“