„Zukunft Lehre“

Beim Ofenbauer geht’s heiß her

Heiß her geht’s nicht nur, sobald man einen Kachelofen sein Eigen nennen darf, sondern auch bereits auf den Baustellen davor: Lehrlinge wie Jakob Kernbichler sorgen dafür, dass trotzdem alles glatt läuft.

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark am Vormittag“, 16.6.2021

In Fernitz ist gerade ein neuer Ofen in Arbeit – Ofenbauspezialist und Hafner-Innungsmeister Michael Kohlroser freut sich über den Bau-Fortschritt: „Jakob Kernbichler hat gerade das schwere eiserne Brennraumteil aufgestellt, wie immer am Beginn so einer Ofenbaustelle“ – ein Job, den der Lehrling gut und gerne übernimmt: „Ich mach’ eigentlich von den ersten Vorarbeiten bis zum fertig verputzen Ofen so ziemlich alle Arbeiten. Meistens zu zweit, immer mit einem Partner – und dann bekommt man das in einer Woche gut hin.“

Warum sich Jakob Kernbichler für eine Lehre als Ofenbauer und Plattenleger entschieden hat? „Das, was mir taugt, ist, dass ich immer jede Woche sehe, was ich in der Woche gemacht habe. Jede Woche sehe ich ein Unikat, weil jeder Ofen immer individuell von jedem Kunden bei uns geplant wird und wir ihn nach Kundenwunsch fertigen. Es ist sehr viel genaue Arbeit, man muss immer genau schauen, genau ausmessen, was mir auch taugt. Oftmals ist es ein bisschen staubig und dreckig vor allem beim Kamin – aber wir decken immer ab und schauen, dass wir nicht zu viel Staub verursachen.“

„Muckis bekommt man auf jeden Fall“

Und Jakob hat in der Lehrzeit so einiges dazugelernt: „Da ich ja ein kompletter Quereinsteiger aus dem Gymnasium bin, war das eigentlich für mich alles komplett neu. Ich hab’ noch nie eine Bohrmaschine in der Hand gehabt, geschweige denn ein Werkzeug. Ich hab’ bei uns in der Firma aber super gelernt, durch die Kollegen, die mir alles gezeigt haben. Was man natürlich mitbringen muss, ist die körperliche Belastbarkeit, weil das doch bis zu 200 Kilo wiegt – und da muss man halt schleppen können. Muckis bekommt man auf jeden Fall.“

Jakob
Kohlroser
Jakob Kernbichler in Aktion – seinen Traumberuf hat er gefunden

Und auf jeden Fall kann nicht nur der Lehrling stolz auf seine Arbeit sein – auch sein Chef Michael Kohlroser ist es: „Absolut. Wenn man solche Mitarbeiter hat wie den Jakob, die man selber ausgebildet hat, und die dann so eine Entwicklung machen, so eine Freude haben mit den Produkten Schamotte, Ton, Keramik – da kann man nur strahlen. Das ist was Schönes.“

Lehrlinge gefragt

Und Lehrlinge werden in diesem Bereich zum Teil dringend gesucht, „weil wir ja Platz haben – überall in der Steiermark – nicht nur bei uns. Was muss der Lehrling haben? Ich meine einmal: Als junger Mensch muss man auch eine gewisse Neugierde haben – dann kommt irgendwann auch ein Ehrgeiz heraus. Ob das jetzt wie bei unserem Jakob war – dass er aus der Mittelschule gekommen ist als Schulabbrecher, der natürlich auch herzlich willkommen war, genauso wie jemand, der die Grundschule hinter sich hat und das von kleiner Jugend auf lernt“, so Kohlroser.

Auch ganz wichtig: „Ein räumliches Gefühl zu haben. Wichtig sind auch die Gegenstände Mathematik und darstellende Geometrie. Auch geometrisches Zeichnen ist sehr wesentlich, was die Technik anbelangt. Wir arbeiten auch sehr viel mit Physik und Chemie – da denke ich an Verbrennungslehre und Verbrennungstechnik. Es ist eigentlich ein Beruf, der hochtechnisch aber auch hochkreativ ist.“

Freude, die man weitergeben kann

Denn: Jeder Ofen ist ein Unikat: „Da ist auf der einen Seite das Modellieren, das Kachellegen, das Keramikversetzen, das Verfugen, das Verputzen, Verspachteln. Also das sind sehr sehr harmonische Sachen, die sich mit der Technik abwechseln. Und das ist eigentlich ein herrliches Gefühl: Handwerklich mit eigenen Händen etwas zu schaffen – zu kreieren – und dann nach einer Woche das Werkstück zu übergeben! Und dem Kunden vielleicht die gleiche Freude zu bereiten wie man sie selber hat – das ist doch was Schönes“, findet der Ofenbau-Experte.