Bei den Recherchen für ihren Roman „Die stumme Herzogin“ ist Dacia Maraini auf eine Chronik der Pest in Messina im Jahr 1743 gestoßen: Die Ereignisse sind in „Die Stumme Herzogin“ nicht eingeflossen, 2006 hat sie unter dem Titel „Ein traumloser Schlaf“ aber eine Liebesgeschichte, die zur Zeit dieser Pestepidemie spielt, geschrieben. Im vergangenen Jahr, als das Cooronavirus in Italien grassierte, überarbeitete Dacia Maraini diese Geschichte und veröffentlichte sie unter dem Titel „Trio“.
Sendungshinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 20.6.2021
Zwischen Messina und Palermo
Erzählt wird über Briefe, die sich die zwei Freundinnen Agata und Annuzza schreiben: Die eine lebt in Messina, die andere in Palermo. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit in der Klosterschule. Agata ist mit Girolamo verheiratet und hat mit ihm eine Tochter. In den Briefen gibt es zwei große Themen.
Das eine: Die Pest, die beiden Frauen ein Leben fernab ihrer Gewohnheiten und Annehmlichkeiten aufzwingt – also etwas, das uns durchaus bekannt vorkommt – dann ist aber noch die ungewöhnliche Dreiecksbeziehung: Girolamo hat nämlich sein Herz auch an Annuzza verloren- und beide Frauen schreiben offen darüber.
Freundschaft, die auch auf steinigem Boden gedeiht
„Girolamo ist hin und hergerissen was uns beide angeht. Das weißt du ja: Auf der einen Seite die Ehefrau, die beste Freundin der Ehefrau auf der anderen. Er weiß, dass wir uns schreiben und über seine Gefühle Bescheid wissen. Aber an die Aufrichtigkeit unserer Freundschaft scheint er nicht zu glauben. Seiner Meinung nach können zwei Frauen, die den selben Mann lieben, nur an Gift oder Dolch denken. Wie soll man einem Mann erklären, dass echte Freundschaft die Eifersucht überwindet und wie eine Blume auch auf steinigem Boden gedeiht?“
„Trio“ von Dacia Maraini ist abseits der Parallelen zu unserer Zeit ein Roman über Freundschaft, über Toleranz – und die oft verblüffende Kraft der Liebe.