„Daheim is’ fein“

Bahn frei für den Dschungelexpress!

Dass Eisenbahnfreunde aus Nah und Fern auf die Region um Bad Gleichenberg buchstäblich abfahren, kommt nicht von ungefähr: Der Dschungelexpress – die Bahnlinie von Feldbach nach Bad Gleichenberg – wartet mit tollen Ausblicken und Geschichte auf.

„Die Grundidee der Gleichenberger Bahn war ja, die Soldaten von Wien bis in das Untere Reich zu bringen“, erzählt die ausgebildete Fremdenführerin Gudrun Haas.

Eine technische Herausforderung

Der Erste Weltkrieg hätte das Projekt beinahe zunichte gemacht, wäre da nicht ein Vorfahre der bekannten Gnaser Unternehmerfamilie Roth gewesen: Der wollte unbedingt verhindern, dass sein Heimatort ins wirtschaftliche Abseits gerät – „und so ist das Bahnprojekt verwirklicht worden – mit der Schleife über Gnas und nicht über den direkten Weg über Gniebing“.

Gleichenberger Bahn, Dschungelexpress
Tourismusverband Region Bad Gleichenberg
Der Dschungelexpress; auch heute noch begeistert er Bahnfans aus Nah und Fern

1927 wurde dann mit den Bauarbeiten für die rund 21 Kilometer lange elektrifizierte Strecke begonnen – nicht nur für die damalige Zeit eine technische Herausforderung, betont die Expertin: „Hier geht’s permanent rauf und runter – man hat unter schwersten Bedingungen Bahntrassen errichtet. Darum sagt man ja, die Gleichenberger Bahn ist eigentlich die Semmeringbahn von hier und ganz schwer zu fahren.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 21.06.2021

Vier Jahre Bauzeit

Erst nach vier Jahren Bauzeit, also 1931, konnte die Strecke eröffnet werden. Im zweiten Weltkrieg wurde die Bahn stark beschädigt, sodass eine Zeit lang nur Dampf- oder Dieselloks fahren konnten. Aber in den 60er-Jahren gab es sogar eine direkte Verbindung von Wien-Südbahnhof nach Bad Gleichenberg. Als jedoch sowohl das Autobusnetz als auch der Individualverkehr dichter wurden, sank die Bedeutung der Gleichenberger Bahn, und die Kosten überstiegen rasch die Einnahmen.

Gleichenberger Bahn, Dschungelexpress
Tourismusverband Region Bad Gleichenberg
Der Dschungelexpress stellte sich bereits so manchen Herausforderungen

Gudrun Haas schildert: „Wir haben Überschwemmungen gehabt, da sind dann viele Teile abgerutscht – auch deshalb, weil im Untergrund vieler großer Strecken die Bahnen eigentlich auf Stelzen stehen, was jetzt wie ein Hügel aussieht. Es ist nicht einfach, aber es ist ein Juwel“, das seit Anfang dieses Jahres nur mehr als Touristenattraktion am Wochenende und an Feiertagen genutzt und dabei seinem Namen Dschungelexpress gerecht wird: „Jetzt ist das Blätterdach komplett zu, und es ist wirklich für einen Lockführer kein schlechter Arbeitsplatz!“

„Genuss in vollen Zügen“

Gudrun Haas überlegt aktuell, ihre „Steirische Landpartie – Genuss in vollen Zügen“ wieder aufleben zu lassen: Mit diesem Projekt hat sie schon vor einigen Jahren Gäste mit dem Zug aus Graz in die Südoststeiermark gebracht und hier nicht nur mit historischen Informationen, sondern auch mit den Schmankerln der Region versorgt. In der Zwischenzeit ist die Fremdenführerin übrigens nicht die einzige, die unter der Woche die mehr oder wenigere ebene Bahntrasse als Wanderstrecke nutzt: „Das hat schon was Besonderes!“