„Mr. Wilder & ich“
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Erinnerungen an Billy Wilder

Billy Wilder hat mit seinen Filmen Hollywood-Geschichte geschrieben. Im Roman „Mr. Wilder & ich“ von Jonathan Coe verändert eine Begegnung mit ihm das Leben eines jungen Mädchens – und der Leser lernt den Regisseur besser kennen.

Die junge Griechin Calista lernt bei einer USA-Reise im Sommer 1976 Gill kennen: Die Engländerin ist wie sie zum ersten Mal alleine unterwegs, die beiden reisen mit dem Rucksack quer durchs Land.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 26.9.2021

In Los Angeles sollen die beiden einen Freund von Gills Vater zum Abendessen treffen – einen Regisseur, mehr weiß auch sie nicht. Auf die Frage Calistas, ob es denn es wohl ein berühmter Regisseur sei – schließlich geht’s um Hollywood – antwortet sie nur: „Ich glaube nicht, außerdem ist er schon 70 oder so“. Ganz so ist es dann aber nicht, immerhin handelt es sich um Billy Wilder, bekannt durch Filme wie „Manche mögens heiß“, „Eins, zwei, drei“ oder „Das Mädchen Irma La Douce“.

„Mr. Wilder & ich“
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Die Begegnung mit Mr. Wilder sollte sich nach der Rückkehr Calistas nach Athen als einschneidendes Ereignis im Leben der 21-Jährigen erweisen: Ohne es zu wissen und zu bemerken, hat sie durch eine Äußerung Billy Wilder und seinen Drehbuchautor Iz Diamond zu einer rettenden Idee für den Film „Fedora“ gebracht. Dieser Film wird schließlich auch auf einer griechischen Insel gedreht – und da bekommt Calista die Einladung, als Dolmetscherin für Billy Wilder dabei zu sein; später begleitet sie das Filmteam auch noch zu den weiteren Drehorten in Frankreich und in München.

Ein freundlicher, älterer – und außergewöhnlicher Mann

Jonathan Coe hat in seinen Roman viel Authentisches aus dem Leben Billy Wilders verpackt und mit vielen Menschen aus seinem Umfeld gesprochen – unter anderem mit der Schauspielerin Marthe Keller, die eine der Hauptrollen in „Fedora“ gespielt hat. Die Figur der Calista ist erfunden – aber Billy Wilder hatte einst für „Fedora“ einen persönlichen Assistenten engagiert, und zwar „beinahe so zufällig und aus heiterem Himmel, wie es Calista in meinem Roman widerfährt“ schreibt Coe. Gemeinsam mit Calista lernt der Leser dann Billy Wilder als freundlichen, nachdenklichen, älteren Herren kennen, dessen Filme in den späten 70er-Jahren nicht mehr den Nerv der Zeit treffen, der aber dennoch Filmgeschichte geschrieben hat.