Vergoldete Heiligenfigur
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Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Mit dem Imitationshandwerk der Polimentvergoldung werden etwa Heiligenfiguren restauriert, die dann wie aus echtem Gold aussehen. Das Handwerk Vergolden und Staffieren wurde 2017 als immaterielles Kulturerbe aufgenommen.

Es ist ein Hauch von Gold, das – dank der Königsdisziplin des Handwerkes der Polimentvergoldung – wie pures Gold wirkt. „Polimentvergoldung ist eine Imitationstechnik – es soll einem banales Holzstück den Anschein geben, dass es aus purem Gold ist“, sagt der Vergolder und Staffierer Valentin Schaunigg.

Reinigung als Hauptaufgabe

Die goldenen Heiligenfiguren der Pfarrkirche Koglhof etwa sind im Zuge der Innenrenovierung nun in der Werkstätte des Vergolders, wo sie wieder neuen Glanz erhalten sollen. Bevor es zur Vergoldung kommt, ist aber einiges zu beachten, erklärt die Vergolder- und Staffiererin, Hemma Fellinger: „Reinigen ist die Hauptaufgabe bei der Restaurierung, reinigen und konservieren – also alle losen Teile wieder ankleben.“

Tonerde, Eiklar und Schnaps als Arbeitsmaterialien

Erst dann kann man übergehen zur Polimentvergoldung, eine Technik, die seit der Antike überliefert wurde – mit Rezepturen aus dem Mittelalter. So dienen auch heute noch Tonerde und Eiklar als Kleber für das Blattgold und schließlich auch Alkohol, um das 10.000stel Millimeter dünne Blattgold behutsam auf das Holzstück aufzutragen.

„In den nassen Schnaps legt man das durch die Saugfähigkeit vom Untergrund an das Objekt und legt sich über alle Höhen und Tiefen drüber“, erklärt Schaunigg.

Vergolder Valentin Schaunigg
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Der Vergolder muss mit viel Feingefühl ans Werk

An seinem Gesicht lädt der Vergolder den Pinsel statisch auf, dadurch zieht es das hauchdünne Blattgold hin, und er kann es auf das Holzstück auftragen und anschließend nach Gefühl polieren. "Es gibt auch immer ein Wechselspiel von Glanz- und Mattbereichen und dann werden sie auch mit verschiedenen Punzen strukturiert, damit man eine lebendige Oberfläche bekommt und die Formen unterstützt.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 11.10.2021

Vergolden und Staffieren als Kulturerbe

2017 wurde das Vergolden und Staffieren als erstes lebendes Gewerbe von der UNSESCO in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Ein Beweis für gelebte Tradition von mehreren Tausend Jahren. „Man bewahrt Werte, die vor Jahrhunderten unsere Vorgänger errichtet haben und wir dürfen sie pflegen und schauen, dass sie wieder die nächsten Jahrhunderte überdauern“, so Schaunigg.