Privatkirche Gössl
ORF
ORF
Religion

Glaube in Familienhand

In Gössl, einem Ortsteil der Gemeinde Grundlsee, gibt es ein kleines Kirchlein mit einer bewegten Entstehungsgeschichte – denn die Messkapelle Gössl ist im Privatbesitz von 14 Familien. Sie feiert heuer ihr 200 Jahr-Jubiläum.

Am Ostufer des Grundlsees, der auch steirisches Meer genannt wird, befindet sich der 365 Seelen-kleine Ortsteil Gössl. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seine kleine Kirche – die einzige in der Steiermark, die nicht im Besitz der Diözese ist.

Privatkirche Gössl
ORF

Nach jahrelangem Kampf und mit hoher Hilfe

Seit 200 Jahren feiern die Gössler den Gottesdienst in ihrer Privatkirche, um deren Bau einst ihre Vorfahren angesucht hatten. „Da waren 14 Familien auf fünf Kilometer verteilt und zehn kaiserlich-königliche Holzknechte“, so Josef Steinegger, der Betreuer der Privatkirche.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 16.10.2021

42 Jahre sollten 14 Bauernfamilien kämpfen, bis sie schließlich die Erlaubnis für den Bau erhielten – dank wohl auch besonderer Verbindungen zum Kaiserhaus. „Am Ende wird schon auch die Beziehung zum Erzherzog Johann eine Rolle gespielt haben“, so Bürgermeister Franz Steinegger, „und kein geringerer als der Kaiser Joseph II hat bestimmt, dass die Kirche gebaut werden darf, sie mussten aber auch darauf schauen“, so Josef Steinegger.

Privatkirche Gössl
ORF

Pflege in eigener Hand

Also bauten die Gössler auf eigenem Grund und auf eigene Kosten eine kleine Messkapelle, ausgestattet teils auch mit Geschenken wie etwa einer Holzorgel eines Tiroler Erbauers. Und gemäß der einstigen Baubedingung, pflegt man seither seine Kirchlein aus selbst. „Die Außensachen wie das Dach und Innen das Ausmalen – es ist ständig etwas zu tun“, sagt Karl Schmied.

Schon 1820 beim Dachbau griff ein besonderer Handwerker zum Hammer: „Wie sie es gebaut haben, ist der Erzherzog Johann vorbeigekommen. Da haben sie ihn gebeten, den ersten Nagel einzuschlagen, das hat er auch gemacht“, so Josef Steinegger.

Privatkirche Gössl
ORF

Mittelpunkt des Dorfes

Im August 1821 schließlich konnte die erste Heilige Messe gefeiert werden. „Das ist ein Mittelpunkt des Dorfes, der unserer eigener Mittelpunkt ist, von uns erschaffen. Das ist der eine Platz, der sich durch das ganze Leben zieht. Das ist schon eine sehr enge Verbindung“, so Franz Steinegger.