Eine Frau sitzt in einem Café, trinkt Cappuccino, bestellt ein Croissant und blättert in einer Zeitung – plötzlich läuft sie los. Warum sie losläuft, erfährt der Lesende sofort: Ihr Mann liegt auf der Intensivstation, nachdem er von einer Leiter, die an einen Granatapfelbaum gelehnt war, gefallen ist. Warum sie jedoch nicht gleich ins Spital gefahren ist, erfährt man aber erst nach und nach.
Sendungshinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 31.10.2021
Ein Seitensprung mit Folgen
Claudia und ihr Mann Antonio haben viele Jahre eine glückliche Ehe geführt – bis zu dem Tag, an dem Antonio seiner Frau beichtet, dass er eine Geliebte hat, die von ihm ein Kind erwartet. Er erklärt ihr dann auch noch, dass er sie nicht verlassen wolle – er habe nicht vor, sein Leben zu ändern, lautet seine Erklärung.
Für sie ist das aber nicht so klar, und sie setzt deutliche Zeichen: So stellt sie etwa alle Möbel um, bevor er aus dem Krankenhaus nach Hause kommt – sein Lieblingssessel etwa landet im Garten, bei strömendem Regen. Auch die gegenseitige Wahrnehmung ändert sich: So stellt Claudia fest, Antonio wirke wie eine Schwarz-Weiß-Version des Mannes, den sie geliebt habe.
Die schrittweise Entfremdung einer Beziehung
Barbara Frandino schreibt hier in einem trockenen und distanzierten, aber doch sehr nahegehenden Ton über die Entfremdung und darüber, wie sich der Hass zwischen den beiden aufbaut. Da sind oft kleine unscheinbare Bemerkungen, die aber wie Nadelstiche treffen; sie sieht genau hin – und seziert Gefühle wie Eifersucht, Ohnmacht und Hass.