„Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen“ von Helmut Jungwirth und Florian Freistätter.
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Die Welt der Mikroorganismen

Höchst vergnügliche Weiterbildung in gewohnter Science-Busters-Manier bietet das Buch „Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen“ von Florian Freistetter und Helmut Jungwirth. Die Wissenschaftler widmen sich darin der Welt der Mikroorganismen.

Mikroorganismen habe einen schlechten Ruf: Bakterien, Viren – das sind jene Biester, die uns krank machen, heißt es. Sie sind klein aber überall – und sie sind unglaublich viele. Ohne Mikroorganismen gäbe es kein Brot, keinen Käse, kein Bier oder Schokolade.

Mikroorganismen einst in „Leib Christi“ gefunden

Auch der kirchliche Feiertag Fronleichnam lässt sich – naturwissenschaftlich betrachtet – auf die Tätigkeit von Mikroorganismen zurückführen: Im Jahr 1215 beschloss die katholische Kirche das Dogma, dass bei der Wandlung im Rahmen einer heiligen Messe aus Brot und Wein der Leib und das Blut Christi werden. Einige Jahrzehnte später feierte ein böhmischer Mönch, der auf dem Weg nach Rom war, in der mittelitalienischen Kleinstadt Bolsena eine Messe – als der dort das Brot auseinanderbrach fand er tatsächlich Blutstropfen im Teig.

Es sollte rund 550 Jahre dauern, ehe der Pharmazeut Bartolomeo Bizio entdeckte, dass ein Bakterium für das scheinbare Wunder verantwortlich ist. „Dieses Bakterium heißt Serratia marcescens, und dieses Bakterium liebt ungesäuertes Brot, und das kann sich dann im Brot quasi bilden, und das Bakterium hat eine rote Farbe“, erklärt Mikrobiologe Helmuth Jungwirth.

 „Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen“ von Helmut Jungwirth und Florian Freistätter.
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In die Welt der Mikroorganismen eintauchen

Solche und ähnlich spannende Geschichten erzählen Jungwirth und sein Schience- Busters-Kollege, der Physiker und Astronom Florian Freistetter auf stets nicht mehr als drei Seiten pro Mikrobe. „Was sehr spannend war, ist, dass der Florian das von einer ganz anderen Seite angegangen ist. Wir sind ja als Mikrobiologinnen und Mikrobiologen gebrieft, dass wir vor allem auch jene Mikroorganismen immer nehmen, die bekannt sind. Er hat das aber ein bisschen von einer anderen Seite gesehen, denn ihn hat nicht nur der Mikroorganismus interessiert, sondern auch die Geschichte drumherum“, so Jungwirth.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 7.11.2021

Die Hauptdarsteller dieser 100 Geschichten tragen dann klingende Namen wie „Halobacterium Noricense“, „Pyrococcus furiosus“ oder „Emiliania huxley“. Was die können oder anrichten oder wofür sie gut sind, kann man im Buch der Wissenschaftler nachlesen. Und auch um SARS-CoV-2 sind die Autoren natürlich nicht herumgekommen – dieser wird aber nur am Rande beleuchtet. „Was ganz wichtig ist bei dem Buch – da geht es darum ein bisschen zu zeigen, dass es keine guten und schlechten Mikroorganismen gibt, dass eben Mikroorganismen keine Feinde sind, sondern Freunde und eigentlich ganz nette Artgenossen, mit denen es super zum Leben ist“, so das Fazit von Jungwirth.