Der Grazer Zentralfriedhof wurde vor rund 130 Jahren errichtet und bildet das Zentrum des interkonfessionellen Friedhofs mit einer Fläche von 25 Hektar. Die Kirche in italienischer Gotik gilt als Meisterwerk des Architekten Carl Lauzil, erklärt Karin Derler vom Bundesdenkmalamt: „Woran er gedacht hat: an die Aufbahrungshalle, an die Einsegnungshalle, an die Gruftarkaden – er hat so viel geboten für die Menschen.“

Stadtpfarrpropst Christian Leibniz ergänzt: „Vor allem diese Backsteingotik ist ja eine große Seltenheit in unseren Breiten. Weil man damals nicht gerechnet hat, dass man hier eine italienische Kunstform transferiert, ohne zu wissen, dass hier andere klimatische Verhältnisse vorhanden sind.“
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 25.10.2021
Ziegel wie aus dem 19. Jahrhundert
Vor allem Frost und winterliche Witterung setzen dem Backsteinbau zu – daher war es nun an der Zeit, im Sinne der Denkmalpflege die Fassade umfassend zu restaurieren. Eine spannende Herausforderung, für die es zahlreiche Gewerke brauchte, vom Steinmetz über Stuk- und Putzspezialisten, bis hin zum Bildhauer, Tischler und Maurer.

Außerdem brauchte es zur Restaurierung Ziegel, die es heute nicht mehr gibt, erklärt Bauleiter Daniel Stößl: „Diese Ziegel müssen speziell in einer Fachziegelei gefertigt werden, die noch einen speziellen Ringofen aus dem 19. Jahrhundert betreiben und die Ziegel handschlagen sowie die richtige Scherbenfarbe auswählen – also sozusagen ganz bewusst so herstellen, dass sie optimal in die historische Substanz passen.“

Der alte Sandstein ist aber nur Schein – aus Spargründen wurde einst eine Art Betonmischung benutzt. Sie zu restaurieren war eine von weiteren, spannenden Herausforderungen für die Spezialisten. Bauleiter Daniel Stößl schwärmt: „Das Wunderschöne ist, wenn man miterleben kann, wie ein Objekt, das schon die Spuren der Zeit trägt, dann plötzlich immer mehr in altem Glanz erstrahlt und seine Wertigkeit darstellen kann.“