Brus-Ausstellung in Graz
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Kultur

Brus und Schilling wieder vereint

Wie sich der Künstler Günter Brus weg vom Bild und hin zur Aktionskunst entwickelt hat und welche Rolle dabei sein Maler-Kollege Alfons Schilling hatte, dem spürt derzeit eine Ausstellung im Bruseum in Graz nach.

„Es ist ein kurzes, aber bedeutendes Kapitel der Kunstgeschichte. Zwei junge Künstler versuchen, die Malerei auf den Kopf zu stellen“, erläutert Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie. „Die frühen Arbeiten von Günter Brus sollte man nie ohne die Arbeiten von Alfons Schilling zeigen“, ist Kurator Roman Grabner überzeugt.

Anfänge auf Mallorca

Daher wurden für die Ausstellung, die rund zwei Jahre geplant wurde, die Werke beider Künstler in Beziehung zueinander gesetzt. „Wir waren ein Gespann, das stadtbekannt war. Wir sind auch aus Kaffeehäusern rausgeflogen, weil wir so laut diskutiert haben“, ergänzt Brus.

Das zeigt sich schon am Beginn der Schau, die mit zwei Selbstporträts der damals Mitte 20-Jährigen beginnt. 1960 lebten die beiden einige Zeit zusammen in einem Bauernhaus auf Mallorca, wo sie die amerikanische Künstlerin Joan Merritt und damit großformatige abstrakt-expressionistische Bilder kennenlernten bzw. erstmals im Original sahen. Alfons Schilling begann daraufhin, mit Gips, Sand und Ziegel zu experimentieren.

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Einige dieser Arbeiten sind in der Ausstellung zu sehen und werden Darstellungen eines verschachtelten Kubus von Günter Brus gegenübergestellt. Diese Art Architekturzeichnungen waren damals etwas Neues, sie wurden auch bis dahin nicht ausgestellt. Der Künstler hatte wenig Arbeitsmaterial zur Verfügung, daher entstanden die Zeichnungen auf Backpapier, teilweise sind sie beschädigt oder verschwanden überhaupt.

Unterschiedliche Entwicklungen

Zurück von Mallorca begann Brus, mit Tusche auf Papier zu arbeiten. Indem er die Bilder immer wieder drehte, versuchte er, das Zentrum auszuschalten, erklärt Grabner – das mache auch die Hängung in einer Ausstellung nicht immer einfach, da oft verschiedene Optionen gegeben seien.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 17.11.2021

Der 2013 in Wien verstorbene Schilling ging einen anderen Weg: Er baute sich 1961 aus einem Rad und einem Elektromotor ein Gestell mit rotierender Scheibe, die er mit Farbe bewarf, besprühte, bepinselte – das Ergebnis ist am Ende der Ausstellung zu sehen. Die drei runden Bilder, die eigentlich nicht zum Aufhängen an der Wand gedacht sind, zeigen trotzdem eine starke Dynamik, die aus der Drehbewegung kommt. Eines der drei Werke wird sogar auf dem Originalgestell drehend präsentiert und vermittelt einen Eindruck von der Arbeitsweise.

Im gleichen Raum sind Bilder und ein Video von einer Aktion von Brus zu sehen, der das Bild in den 60er-Jahren auf eine völlig andere Weise als sein Kollege überwand und eher auf den Körper vor der Leinwand setzte.