„Per Lastenrad durch die Galaxis“ – Cover
Aufbau – Verlag
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Seite für Seite durch die Galaxis

Die österreichische Astronomin Ruth Grützbauch nimmt mit ihrem neuen Buch „Per Lastenrad durch die Galaxis“ ihre Leser mit auf eine Reise durchs Weltall – deutliche Begeisterung für ihr Fach inklusive.

Kann man es jenen wirklich verdenken, die ihren Blick nach oben richten, wenn es unten ungemütlich wird? Die ihren Geist schweifen lassen, wenn die Realität unannehmbar erscheint? Wohl kaum. Und diese Fragen kann man jetzt weltanschaulich-religiös sehen, aber durchaus auch streng naturwissenschaftlich.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 5.12.2021

Für zweiteres eignet sich dieser Buchtipp ganz hervorragend: Ruth Grützbauch ist eine österreichische Astronomin, angehendes Mitglied der Science Busters und als solche nimmt sie die Leser ihres aktuellen Buches mit auf einen Roadtrip ans Ende der Welt, besser gesagt ans Ende des Universums. Auf über 200 Seiten geht es „Per Lastenrad durch die Galaxis“: „Es geht um das aufregende Leben der Galaxien, um das unsichtbare Universum und was damit zu tun hat, wie das alles entstanden ist, wie alles enden wird – und es geht auch um die aufregenden Geschichten aus dem Leben einer jungen Astronomin“, sagt die gebürtige Wienerin über sich und ihr Buch in ihrem Podcast.

„So viele Fragen wie möglich aufwerfen“

Es ist wahrlich aufregend, was sich da in den unendlichen Weiten des Kosmos abspielt: Mit sehr deutlicher Begeisterung für ihr Fach beschreibt die 43-jährige Ruth Grützbauch die Lebensphasen einer Galaxie, erzählt davon, dass diese riesigen Sternenhaufen sich gegenseitig verschlingen wie wilde Tiere, manchmal aber auch einfach nur miteinander tanzen wollen – und beschreibt zum Bespiel sehr genau den Unterschied zwischen Spiral-, Balkenspiral, elliptischen und irregulären Galaxien.

Buchtipp
ORF/Aufbau

Aber Vorsicht, die Leichtigkeit, mit der die Forscherin durch das Universum düst, ist trügerisch: Spätestens wenn man versucht 100 Mrd. Galaxien zu je 100 Mrd. Sternen auszumultiplizieren, schwirrt einem rasch der Kopf: „Es ist sowohl sehr bacic als auch überhaupt nicht basic. Ich hoffe, es kommen verschiedene Zielgruppen auf ihre Kosten. Es ist jetzt überhaupt nicht so, dass man viel über Galaxien wissen muss, um das Buch zu lesen – aber man muss sich schon ein bisschen darauf einlassen. Und es geht nicht darum, so viele Fragen wie möglich zu beantworten, sondern darum, so viele Fragen wie möglich aufzuwerfen.“

Der Buchtitel ist Programm

Und wer am Ende des Buches das mit der Hubble-Konstante oder der Hawking-Strahlung nicht verstanden hat, kann ja Sekundärliteratur lesen, oder – vielleicht noch besser – die Astronomin selber fragen. Der Buchtitel „Per Lastenrad durch die Galaxis“ ist bei Ruth Grützbauch nämlich Programm. Sie hat sich ein Pop-up-Planetarium gebastelt, das tatsächlich in ein Lastenrad passt: „Ich habe das Equipment – das aufblasbare kuppelförmige Zelt, den kleinen Ventilator, den Computer und den Beamer – in der Kiste des Lastenfahrrads. Und damit bringe ich den Weltraum zu den Leuten.“

Der Pandemie und auch der Jahreszeit geschuldet steht das mobile Planetarium der Ruth Grützbauch derzeit in der Garage und hofft auf bessere Zeiten im nächsten Frühling. Dann will die Astronomin wieder durchs Land radeln und den Menschen erklären, warum es Etwas und nicht Nichts gibt, wie das Universum dereinst enden wird oder – wer es etwas einfacher möchte – wo man in der Atacama-Wüste auf den Spuren von Ruth Grützbauch und James Bond gleichermaßen wandeln und ein Quantum Trost finden kann. Und in der Zwischenzeit kann man ja das Buch lesen.