Bachmann im Theater im Keller
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Kultur

TiK schickt Bachmann nach Leningrad

Literatur VON Frauen ÜBER Frauen steht derzeit im Theater im Keller (TiK) in Graz im Mittelpunkt. Autorin Katharina Tiwald schrieb dafür ein Stück über zwei große Poetinnen unserer Zeit: Ingeborg Bachmann und Olga Bergholz, die in Leningrad aufeinandertreffen.

Veranstaltungstipp:

„Bachmann in Leningrad“ ist noch bis 5. Februar im Theater im Keller in Graz zu sehen.

1970 trifft Ingeborg Bachmann in Leningrad die russische Dichterin Olga Bergholz, die während der Nazi-Belagerung ihrer Stadt über das Radio Mut und Hoffnung versprühte. Die beiden Wortgigantinnen verschwestern sich im Stück „Bachmann in Leningrad“ über einen fiktiven Dialog zu Politik und Poesie, das Sprechen über das Schreiben wird zur Brücke.

„Was schreiben wir, warum schreiben wir?“

Beide Frauen sind der Überzeugung, dass ihre Existenz untrennbar verbunden ist mit ihrem Schreiben. TiK-Ensembleleiter Alfred Haidacher schildert: „Was sie verhandeln, ist tatsächlich die Suche nach Ähnlichkeit in ihrem künstlerischen Dasein. Das Formale – die einen reimen, die anderen nicht – wird schnell zur Seite gelegt, und dann geht’s ans Eingemachte: Was schreiben wir, warum schreiben wir?“

Bachmann im Theater im Keller
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Petra Pauritsch als Ingeborg Bachmann, Eva Weutz als Olga Berggolz sowie Alfred Haidacher und Gerd Alois Wildbacher

„Und auch, was man dadurch bewirken kann. Und dass es eben ein ständiger Kampf ist, aber dass es darin auch eine Erfüllung gibt, im ständigen Versuchen, mit der Kunst, die sie machen, etwas zu bewegen“, fügt Regisseur Alexander Kropsch hinzu.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 21.1.2022

Schnörkellos und wortstark

Auf der zweiten Erzählebene verhandeln derweilen zwei Kommunisten der ersten Stunde einen Zwiespalt, in dem damals viele steckten: Wie umgehen mit dem Machtmissbrauch marxistischer Ideen?

Petra Pauritsch als Ingeborg Bachmann, Eva Weutz als Olga Bergholz sowie Alfred Haidacher, Agnes Redl und Gerd Alois Wildbacher als kommunistischer Chor – das TiK-Ensemble meistert den starken Text, der weder auf der Bühne noch im Publikum Atempausen zulässt, dafür in fantastische Poesiewelten lädt. Alexander Kropsch inszeniert schnörkellos und gibt den Rahmen vor für zwei Weltendenkerinnen, die sich beide in Schreiben und Sucht flüchten.