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Kultur

Sterbehilfe: Gott spielen im Schauspielhaus

Die Sterbehilfe ist seit jeher ein schwieriges Thema, das für Kontroverse sorgt. Der deutsche Rechtsanwalt und Schriftsteller Ferdinand von Schirach hat darüber das Theaterstück „Gott“ geschrieben – es ist aktuell am Grazer Schauspielhaus zu sehen.

„Sie ist weg, und ich bin noch da. Das ist nicht richtig“, meint Herr Gärtner im Theaterstück „Gott“: Er selbst ist geistig und körperlich gesund, nach dem Tod seiner Frau ist ihm allerdings jegliche Lebensfreude verloren gegangen. Er will sich mit Tabletten selbst töten, doch seine Ärztin verweigert ihm die Herausgabe mit den Worten „Ich zweifle, ob es ethisch und moralisch richtig ist“.

Debatten über die Sterbehilfe

Der Fall landet bei einer Ethik-Kommission, in der Vertreter aus Recht, Medizin und Religion pro und contra Beihilfe zum Suizid debattieren. „Es kann nicht richtig sein, dass ein Arzt in so einer Situation zum Tod verhilft. Das wäre zynisch – er soll heilen, nicht töten“, meint ein Vertreter. Ein weiterer wirft ein: „Geht es nicht genau darum, um die Würde und Autonomie des Patienten?“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 4.2.2022

Ferdinand von Schirach, selbst Rechtsanwalt und Sterbehilfe-Befürworter, versucht in seinem Stück, die Argumente von allen Seiten zu beleuchten. Besondere Brisanz bekommt „Gott“, weil in Österreich seit Anfang des Jahres ein neues „Sterbeverfügungs-Gesetz“ in Kraft ist: Es ermöglicht die Beihilfe zum Suizid unter strengen Auflagen – im Fall von Herrn Gärtner wären diese nicht erfüllt, weil er zu gesund ist.

Publikum soll abstimmen

„Das fordert einen nochmal anders heraus. Könnte das sein, dass ich einmal in so eine Lage komme, dass ich nicht mehr will, dass ich entscheiden möchte? Ich habe keine Freude mehr am Leben und möchte mich verabschieden – auf die sanfteste Art, die möglich ist“, fragt Regisseur Bernd Mottl.

Am Schluss des Stücks ist das Publikum gefordert und soll über die Sterbehilfe abstimmen, sagt Schauspielerin Susanne Konstanze Weber: „Am Anfang denkt man, dass man dazu eine Meinung hat. Je mehr du aber liest, je mehr du hörst, desto schwieriger wird es, weil du jedem Argument etwas abgewinnen kannst, sowohl pro als auch contra.“ „Darum geht es genau: Die Bereitschaft, sich einzufühlen in eine Meinung, die ich nicht teile. Ich glaube, das können wir gerade alle gut brauchen“, meint Mottl.