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Kultur

100 Jahre Anton Paar im Graz Museum

Tüfteln und präzise Handwerkskunst verbindet das Grazer Unternehmen Anton Paar seit 100 Jahren; schreibt damit international Erfolgsgeschichte. Den Weg der Grazer Messtechnik-Firma zeichnet das Graz Museum nun in der Schau „exakt“ nach.

Ausstellungsinfo:

Die Schau „exakt! Anton Paar vermisst die Welt“ ist bis zum 3. Juli 2022 im Graz Museum zu sehen.

In den vergangenen 100 Jahren machte sich das Messtechnikunternehmen Anton Paar international einen Namen, etwa wenn es um das exakte Messen von Dichte und Konzentration in Getränken geht – so gehören Produzenten von Bier und Softdrinks ebenso zu den Kunden des Grazer Traditionsunternehmens, wie die Lebensmittel-, Chemie-, Erdöl- oder Pharmaindustrie.

Als Ein-Mann-Schlosserei gegründet

Begonnen hat das alles vor 100 Jahren ganz bescheiden in der Grazer Heinrichstraße, als der in der Oststeiermark aufgewachsene Anton Paar seine Schlosserwerkstatt als Ein-Mann-Unternehmen gründete, wie die Ausstellung in der Gotischen Halle des Graz Museums in Kurzvideos vor Augen führt.

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In dieser Schlosserei hat 1922 alles begonnen.

In dieser Schlosserei wurden in den 1930er-Jahren auch seine beiden Töchter ausgebildet – Margareta wurde dann 1932 die erste Schlossermeisterin in der Steiermark. Die spätere Expertin im Bereich der Feinmechanik übernahm auch die Lehrlingsausbildung und hat in den 1950er-Jahren in Zusammenarbeit mit der Uni Graz an der Entwicklung eines Messgeräts mitgearbeitet: Die Kratky-Röntgen-Kleinwinkelkamera war das erste wissenschaftlich-analytische Instrument des Unternehmens. Ein Exemplar ist auch in der Ausstellung zu sehen.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 23.2.2022

Vom Zuckergehalt bis zum Kaugefühl

Ab 1963 übernahm Ulrich Santner, der Schwiegersohn von Margareta, die Geschäftsführung; 1997 trat sein Schwiegersohn und heutiger CEO, Friedrich Santner, in die Geschäftsführung ein. Der Aufstieg zum Weltkonzern gelang Ende der 1990er-Jahre.

Heute bestimmen die Mess- und Analysegeräte des Unternehmens den exakten Gehalt von Zucker in Limonaden, den Alkoholgehalt in Bier und die Schmierfähigkeit von Motoröl bei verschiedensten Temperaturen; sie können aber auch das Kaugefühl von Gummibärchen und die Kratzfestigkeit von Handydisplays oder Nagellack analysieren.

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In der Kosmetik geht es etwa um die sogenannte Viskosität, also Zähflüssigkeit

Anhand von Videos und Präsentationen einer ganzen Reihe von Dichtemessgeräten und Rheometern, die Verformungs- und Fließeigenschaften von Stoffen messen, werden in der – nicht chronologisch ausgebauten – Ausstellung die speziellen Schwerpunkte des Unternehmens veranschaulicht.

100 Jahre Anton Paar im Graz Museum

Tüfteln und präzise Handwerkskunst verbindet das Grazer Unternehmen Anton Paar seit 100 Jahren; schreibt damit international Erfolgsgeschichte. Den Weg der Grazer Messtechnik-Firma zeichnet das Graz Museum nun in der Schau „exakt“ nach.

Idee zur Ausstellung kam von Mitarbeitern

Mittlerweile ist die Anton Paar-Gruppe mit Unternehmenssitz in Graz-Straßgang an 18 europäischen und 15 außereuropäischen Standorten in Sachen Messtechnologie tätig. Das vergangene Jahr schloss man mit einer Rekordauftragssumme von 465 Millionen Euro ab. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 3.800 Mitarbeitende, rund die Hälfte davon in der Steiermark – und diese waren auch Impulsgeber für die Schau: „Die Idee zur Ausstellung ist von den Mitarbeitern gekommen“, sagte CEO Friedrich Santner bei einem ersten Ausstellungs-Rundgang.

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Aus dem Ein-Mann-Betrieb wurde ein Weltkonzern mit 33 Standorten und 3.600 Mitarbeitenden und unzähligen Erfindungen

Einige Mitarbeiter erzählen in der Schau auch selbst von der Bedeutung, am technischen und wissenschaftlichen Puls der Zeit zu sein. Der CEO selbst sieht das Geheimnis des Unternehmenserfolges aber vor allem in der Ausgewogenheit von Innovation und Tradition: „Würde es die Tradition – die Weitergabe des Handwerks und des Wissens – nicht geben, gäbe es uns nicht. Wäre die Innovation – die Suche nach Neuem, dem Fortschritt und nach dem Besseren – nicht vorhanden, wären wir wohl noch immer ein kleines Unternehmen in der Heinrichstraße“.

Das High-Tech-Unternehmen, als gemeinnützige Privatstiftung geführt, gilt zudem als besonders familienfreundlich, hat das Gemeinwohl im Blick, schuf etwa 2015 kurzerhand Quartiere für minderjährige Flüchtlinge. Wohl ausreichend Gründe, den 100. Geburtstag des Vorzeige-Unternehmens auch im Graz Museum zu begehen.