Günther Marchner „Das Innere des Landes“
Verlag Anton Pustet
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Ein Blick ins Innere des Ausseerlandes

Verpackt in einer Erbschaftsgeschichte gibt der Roman „Das Innere des Landes“ von Günther Marchner tiefe Einblicke in die Tourismusregion Ausseerland. So erfährt man etwa, dass die Region sowohl von Einheimischen als auch „Zuagroasten“ geprägt wurde.

Der Amerikaner John erfährt eines Tages, dass er das Haus seiner Großmutter geerbt hat. Diese ist kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit ihrer kleinen Tochter in die USA ausgewandert, denn sie wollte mit ihrer ersten Heimat Zeit ihres Lebens nichts mehr zu tun haben. Das Haus in Österreich hat sie aber trotzdem nie verkauft.

John, der gerade in Eheschwierigkeiten lebt, kommt ins Ausseerland, um die Erbschaft zu regeln und das Haus zu verkaufen. Nach und nach entdeckt er, warum seine Großmutter alles hinter sich gelassen hat – ihr Ehemann, der in den letzten Kriegstagen gefallen ist, war einer der Widerstandskämpfer gegen die Nazis.

„Es ist viel totgeschwiegen worden“

Es gab schon in den 30er-Jahren eine organisierte Arbeiterschaft, die die Basis für diesen Widerstand war, sagt der Autor Günther Marchner, der ein gebürtiger Bad Mitterndorfer ist. Ihn hat an der Geschichte auch interessiert, was nach Kriegsende passiert ist: „Es ist viel totgeschwiegen worden. Nicht nur, weil es sich in vielen Fällen um Kommunisten gehandelt hat, sondern weil allein die Tatsache, dass es so etwas gegeben hat schon sehr viel infrage gestellt hat.“ Viel von dem Wissen würde es nicht mehr geben, gäbe es nicht Menschen wie Peter Kammerstätter, die alles dokumentiert haben. „Das wäre mit vielen anderen bereits im Grab verschwunden“, so Marchner.

Günther Marchner „Das Innere des Landes“
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Die Landschaft als Kapital

John kann hier aber einiges in Erfahrung bringen. Außerdem wird er mit einem sehr aktuellen Thema konfrontiert: dem Ausverkauf der Gegend und dem großen Interesse eines Immobilien-Investors an seinem Grundstück.

Ein Problem, mit dem sich nicht nur diese Region auseinandersetzen muss: „Man sagt ja, das Kapital einer Tourismus Region ist die Landschaft. Und dieses Kapital muss man aufrechterhalten und pflegen. Es ist normal, dass Menschen in schönen Landschaften leben möchten, vielleicht sich auch Haus kaufen oder bauen wollen. Es ist auch normal, dass investiert wird und dass man in die touristische Infrastruktur investiert, aber es geht dann schon auch um das Thema in welcher Qualität und Frequenz das stattfindet.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 13.2.2022

Gerade diese Sehnsucht nach schönen Landschaften führe oft dazu, dass diese zerstört werden, so Günther Marchner: „Also verschandelt, versiegelt, verbaut und damit wird eigentlich die Grundlage zerstört, warum man in diese Gegend kommt.“

Ausseerland als „gemeinsame Erfindung“

Ein sehr kritischer Blick also auf das Ausseerland, aber auch einer, der all die Schönheiten der Region beschreibt – anhand ausgedehnter Wanderungen, die John unternimmt. Schließlich ist das Salzkammergut nicht nur eine alte Salinenregion, deren Spuren noch sichtbar sind, sondern auch seit 150 Jahren eine Tourismusregion.

"Man muss sagen, das Ausseerland und das Salzkammergut ist ja im großen Ausmaß eine gemeinsame Erfindung – nicht nur der Einheimischen, sondern auch der „Zugerasten". Ohne der Wiener Kultur würde es viele Dinge, die diese Gegenden heute ausmachen nicht geben. In Summe geht es in dieser Gegend darum, dass es sich nicht nur um eine Landschaft handelt, sondern um viele Klischees, Mythen und Geschichten, die übereinandergestapelt daherkommen“, so Marchner.