Don Quijote
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Kultur

Don Quijote kämpft im Next Liberty

„Don Quijote“ von Miguel de Cervantes kämpft mehr als 400 Jahre nach seiner Erfindung jetzt gegen Windräder statt Windmühlen: Das Grazer Next Liberty bringt den Klassiker der Weltliteratur jetzt in einer Fassung von Bernhard Studlar auf die Bühne.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 18.2.2022

Er ist ein Abenteurer, ein Idealist, ein Träumer: Don Quijote, der Mann von der Mancha, der letzte Ritter. Zusammen mit seinem Freund Sancho Panza macht er sich auf ins Ungewisse. Daniel Doujenis hat das Stück von Bernhard Studlar mit viel Liebe für Details und Lust am Spiel inszeniert.

„Kein Ausweg – Wir haben nicht viel zu verlieren“

„Wir nehmen jeden bei der Hand und sagen: Lasst euch ein auf euer Leben. Es kann nix schief gehen, sterben werden wir sowieso, es gibt keinen Ausweg, also haben wir nicht viel zu verlieren. Aber es ist besser das Leben so zu leben, dass man sagt: Es hat sich gelohnt, ich hab ein Abenteuer hinter mich gebracht“, so Doujenis.

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Für Don Quijote ist das Leben ein Abenteuer – und die Zuschauer nimmt er mit

Erzählt wird eine Geschichte über Freundschaft und eine Reise in die Welt der Literatur und des Theaters. Es ist ein Spiel mit dem Spiel, beispielsweise wenn die Darsteller die Pferde-Geräusche imaginärer Pferde nachahmen.

Überzeugende Spielfreude

Die Bühne ist aufgebaut wie eine Manege: Im Hintergrund stehen drei weiße Leinwände, auf die Videos projiziert werden, auf einer halbrunden Bande können sich die Darsteller bewegen, in der Mitte ist eine freie, runde Spielfläche, auf der sich Stühle und ein Tisch befinden. Statt mit Windmühlen kämpft Don Quijote hier mit projizierten Windrädern, die er für Riesen hält. Und eine ebenfalls stilisierte Schafsherde auf Video ist für ihn eine feindliche Armee.

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Wenn die Schafsherde zur Armee wird – dann ist Don Quijote im Einsatz

Überzeugend und mit viel Spielfreude dargestellt wird Don Quijote von Martin Brachvogel. Doch wer ist dieser „Ritter von der traurigen Gestalt“? Ein Verrückter, oder ein Idealist? „Mein Klischee, mit dem ich in die Proben gegangen bin war: Das ist ein Verrückter, ein Kautz, der lustig ist und komische Sachen macht. Und hier ist es genau umgekehrt: Hier ist er klar, direkt, pur und alle anderen sind die Verrückten“, so Brachvogel.

Zeitlos, echt und wahrhaftig

Die Inszenierung zeigt Don Quijote als zeitlose Figur, von der wir – gerade in Zeiten von verhärteten Meinungsfronten – einiges lernen könnten, betont Martin Brachvogel: „Don Quijote behauptet zwar seine Wahrheit komplett und vollkommen, aber er ist dabei wahnsinnig freundlich und zugänglich und ich finde daraus kann man was lernen.“

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Don Quijote und Sancho Panza; ein Team der Weltliteratur – und das seit mehr als 400 Jahren

Und Daniel Doujenis ergänzt: „Diese scheinbare Entrücktheit von Don Quijote ist eine scheinbare, vielleicht auch um der Welt die Möglichkeit zu geben, so zu sein, wie sie sein will, weil er will ja auch wirklich sein, echt und wahrhaftig.“ „Don Quijote“ im Next Liberty, das ist nicht nur die Geschichte von „Rittern, Eseln und anderen traurigen Gestalten“, sondern ein Plädoyer für die Phantasie und den Mut, das Leben nicht zu träumen, sondern die Träume zu leben. Nicht nur für Kinder.