Bilder von allergischen Reaktionen
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Gesundheit

Plötzlich allergisch am Arbeitsplatz

Immer mehr Menschen leiden an den Folgen von Allergien. Ein Drittel aller Allergien sind berufsbedingt und betreffen Menschen, die mit Stoffen in Kontakt kommen.

Vor allem Kontaktekzeme an der Haut sind auf dem Vormarsch – durch Hygiene- und Schutzmaßnahmen während der CoV-Pandemie haben diese auch zugenommen. Gegen Allergien am Arbeitsplatz kann nur das rechtzeitige Erkennen und die Vermeidung des Allergens helfen.

Deutlich merkbare Allergien in verschiedenen Branchen

Überall, wo der Mensch mit Stoffen in Kontakt kommt, kann eine Allergie entwickelt werden, bestätigt Daniel Wilfinger, Hautarzt bei der AUVA Tobelbad: „Konservierungsstoffe aus Wandfarbe oder Lacken, die bei Malern, Lackierern Allergien auslösen beispielsweise. Aber auch die ganze metallverarbeitende Industrie, da haben wir viele Allergien – nicht so sehr auf die Metalle, sondern vor allem auf die Kühl- und Schmierstoffe, die als Bearbeitungsflüssigkeit in den Maschinen verwendet werden. Und wir haben auch viele Allergien auf Gummiinhaltsstoffe, die vor allem in jenen Berufen relevant sind, die häufig und längerfristig Gummihandschuhe tragen müssen.“

Reha kann betroffenen Allergikern helfen

Eine Patientin etwa, die in einem Labor arbeitet, in dem PCR-Tests durchführt werden, entwickelte eine Allergie auf auf Inhaltsstoffe in Gummihandschuhen. Es entwickelte sich ein schweres Ekzem, das nach einem dreiwöchigen Aufenthalt in der Reha-Klinik Tobelbad deutlich besser wurde.

Allergien am Arbeitsplatz

Viele Steirer plagt derzeit der Heuschnupfen. Doch die Pollensaison ist in ein paar Wochen wieder vorbei. Berufsbedingte Allergien können hingegen dauerhaft belasten.

Hier hat man sich auf die Behandlung und Prävention von berufsbedingten Kontaktekzemen spezialisiert, sagt Wilfinger: „Die Hände sind sehr belastet, sehr gereizt, sei es durch Feuchtigkeit, durch Reinigungsmittel, Kontakte, durch langes Handschuhe tragen. Dann, wenn die Haut schon so beschädigt ist, kommt es zur Bildung der beschriebenen Allergien.“

Arbeitsmittel wie Handschuhe genau prüfen

Man müsse den Handschuh beispielsweise genau prüfen, weil es nicht heiße, wenn auf der Verpackung „Hypo-Allergen“ draufsteht, dass er auch wirklich frei von diesem Stoff sei, auf den ein Patient eine Allergie hat, rät Gesundheitspädagogin Doris Hansbauer von der AUVA Tobelbad.

Im Fall der betroffenen Patientin etwa können einfache Maßnahmen helfen: „Ich muss jetzt immer Hautschutzcremen verwenden und dann die Handschuhe anziehen bzw. muss ich bei meiner Arbeit wahrscheinlich teilweise auch Baumwollhandschuhe anziehen und die Gummihandschuhe darüber. Dann werde ich das Ekzem nicht mehr bekommen.“

Jeder hat täglich mit tausenden Chemikalien zu tun

Mögliche Auslöser berufsbedingter Allergien zu finden, ist aufwendig. An der Allergie-Ambulanz der Dermatologie an der Uniklinik Graz sind mögliche Allergene nach Berufsgruppen in Test-Serien zusammengefasst, um Patienten möglichst umfangreich zu testen, schildert der Arzt Birger Kränke: „Wir haben ja als dem ‚Western Lifestyle‘ angehörige Menschen laufend mit 50.000 Chemikalien Kontakt an Haut und Schleimhäuten – von denen sind 4.000 als Kontaktallergene bekannt. In der Regel testet man zwischen 30 und 100 Allergene in einem Testdurchgang.“

Allergietest auf dem Rücken
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Einmal Allergiker, immer Allergiker

Auf jeden Fall sind Allergien nicht angeboren, sondern entwickeln sich, so der Experte: „Es kann sein, dass man einen Handschuh oder eine Haarfarbe oder einen anderen Stoff wie etwa ein Konservierungsmittel jahrelang toleriert – aber nach vier, fünf, sechs oder sieben Jahren kann es passieren, dass die Haut einen Ablesefehler im Immunsystem macht. Ab dem Moment ist man dann Allergiker und zwar für den Rest seines Lebens.“ Mit richtiger Schutzausrüstung könne heute aber in neun von zehn Fällen ein Berufswechsel verhindert werden.