Der Wiener Joseph Marsteurer ist dafür bekannt, dass er mit seinen Werken den Kunstbegriff auf den Kopf stellt – so auch in seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie „Reinisch Contemporary“ in Graz.
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 29.3.2022
„Malerei rational erfassen“
„Ich versuche, die Malerei möglichst rational zu erfassen, das heißt zu vermessen, zu verbiegen, um sozusagen Malerei aus dem Grundverdacht, es könnte schon Kunst sein, wegzubringen. Ich will mal reine Malerei haben, die jetzt noch keine Kunstaspekt in sich trägt“, führt Joseph Marsteurer die Betrachter in seine Werke ein.

Meterlange Pinselstriche
Mit reiner Malerei meint Joseph Marsteurer – Pinselstriche: Diese trägt er in fünf bis sechs Metern Länge auf. Danach werden sie wie in der Musik zu einem Werk kombiniert: „Wenn Bach seine Grundelemente bei einer Fuge zusammenfügt, so kann ich das bei mir vergleichen mit diesen Pinselstrichen.“ Günther Holler-Schuter, der Kurator der Ausstellung, ergänzt: „Bildpunkt, also Pixel im digitalen Bild, ist sozusagen der Pinselstrich, das ästhetische Element der Malerei.“
Betrachter macht Werk selbst zum Kunstwerk
Seit 2007 hat Marsteurer in seinem Wiener Atelier etwa 70-100 Pinselstriche pro Jahr aufgetragen – also dürften bislang rund 6.000 Meter Pinselstriche entstanden sein. Das ist freilich noch keine Kunst. „Kunst wird diese Malerei erst in der Anwendung. Das aber erst durch die Entscheidung des Betrachters zum Kunstwerk gemacht wird.“

Offen bleibt auch die Frage, ob es sich bei den Werken um Skulpturen oder Bilder handelt: „Biegen, Formen, Knicken. Das sind Disziplinen aus der Skulptur, während aus der Malerei eher das Malen, die Flüssigkeit, das Flache, das Zweidimensionale bekannt ist.“
Neues Bild entsteht durch Bewegung des Betrachters
Die Dimensionen zu vermischen hat Joseph Marsteurer insofern gelöst, als er die Malerei in den dreidimensionalen Raum bringt: „Ich will in dem Fall den Raum als Bildträger, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet. Aber es ist sozusagen immer wieder ein Bild, das sich immer wieder erneuert mit der Bewegung des Betrachters. Und so gesehen wird auch der Betrachter stärker involviert involviert werden.“

Involviert werden in „die Kunst der Fuge“ kann man ab sofort in der Galerie Reinisch Contemporary am Grazer Hauptplatz.