Im Jahr 1835 waren Tanzschulen Institutionen: Die jungen Herren und Damen kamen streng getrennt voneinander – die Herren mit weißen Handschuhen, die Damen in langen Kleidern: „Früher war die Tanzschule dazu da, um die Jugendlichen in die Gesellschaft einzuführen: Die Tanzschule war ein Treffpunkt, ein Gesellschaftspunkt“, erzählt Claudia Eichler, die aktuelle Tanzschulchefin.
Und sie weiß natürlich auch, was früher getanzt worden ist: „Kurz nach dem Wiener Kongress gab es Walzer, Wiener Walzer, Polka, Menuett, auch die Quadrille Styrienne: Es ist viel geschehen zu dieser Zeit!“
Quadrille mit Kultpotential
Für in der Steiermark ganz bekannte Persönlichkeiten – nämlich Erzherzog Johann und seine Anna Plochl – wurde in der Tanzschule Eichler sogar ein ganz besonderer Tanz kreiert: „Das ist eine nette Sache: Mein Vorfahre hat für Anna Plochl die Quadrille Styrienne komponiert und beim Tanzlehrerkongress in Paris vorgeführt, und die ist sogar in New York aufgeführt und getanzt worden.“
Sendungshinweis:
„Radio Steiermark am Wochenende“, 11.6.2022
Diese Quadrille wird auch heute noch getanzt: „Natürlich! Wir haben uns da eine Tour herausgenommen, die Emma, haben Musik von damals mit aktuellen Elementen verbunden, und beim Aufsteirern und beim Bauernbundball dürfen wir gemeinsam um Mitternacht die Quadrille Styrienne tanzen.“
„Das Persönliche macht die Tanzschule aus“
Apropos heute: Wie geht’s der Tanzschule im Jahr 2022 – mehr als 185 Jahre nach der Gründung? „Die letzten zwei Jahre waren sehr schwer für uns: Wir haben versucht, online zu unterrichten. Aber das Persönliche macht die Tanzschule aus.“
Aber keine Angst – egal wie elektrisch und automatisiert unsere Zukunft wird – Claudia Eichler weiß: Voller Freude getanzt wird auch in Zukunft, und mit ihrer Tochter Lisa schwebt bereits die nächste Generation über das Parkett der ältesten Tanzschule der Steiermark.