Alain und Nikolas wachen ohne Kleider auf und können sich nicht daran erinnern, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Eine Frage, auf die auch Anwaltsgattin Catherine gerne eine Antwort hätte. „Der Ehemann versucht, sich herauszureden, er weiß ja selber nicht, was los ist. Und je mehr er sich rausredet, desto mehr redet er sich rein in irgendwas und das macht die Komödie natürlich umso lustiger und interessanter“, sagt Schauspielerin Rosie Belic, die die Rolle der Catherine mimt.
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 26.6.2022
Auch am nächsten Morgen nackt
Die Wahrheit zu finden gestaltet sich schwierig – es ist eigentlich unmöglich, denn keiner der beiden Männer kann sich das Mysterium erklären. „Es ist ja das Schönste im Theater, wenn man nicht rechnen kann, was als nächstes passiert“, so Niki Lechthaler, der den Anwaltsgehilfen spielt.
Was die 2014 in Paris uraufgeführte Komödie des französischen Autors Sébastien Thiéry besonders absurd anmuten lässt, ist die Tatsache, dass sich das Szenario gleich am nächsten Morgen wiederholt. Auf unerklärliche Weise wachen Alain und Nicolas wieder ohne ihre Kleider auf – und sind mit ihrem Rat langsam am Ende.
Lügen über Lügen
Was folgt, ist eine Gratwanderung zwischen philosophischer Wahrheitssuche – und verzweifelten Notlügen. Mit Erklärungen der schillerndsten Art versuchen die beiden, die Anwaltsgattin Catherine – und auch sich selbst – zu beruhigen. „Es regt natürlich zum Nachdenken an, weil man sich fragen muss, wie weit geht man mit seiner Lüge und wie kommt man da wieder heraus?“, fragt Lechthaler.
In seiner für den Moliere-Preis nominierten Indizien-Komödie stellt der Autor Sébastien Thiéry sein Publikum jedenfalls auf eine harte Geduldsprobe, denn die Erklärung für die nächtlichen Erinnerungslücken, die lässt auf sich warten. „Zwei Männer ganz nackt“, eine Komödie voller Fragezeichen und Notlügen, ist im Theater LeBe in Graz zu sehen.