„Lovely Planet“-Cover
Kremayr & Scheriau
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Mit dem Herzen reisen und die Welt bewahren

Endlich Ferien, endlich Urlaubszeit – aber wohin soll es gehen und mit welchem Verkehrsmittel? Die Autorin Maria Kapeller geht in ihrem Buch „Lovely Planet“ der Frage nach, wie Reisen in Zeiten wie diesen noch sozial verträglich und umweltfreundlich stattfinden kann.

Die Autorin erklärt dieses „Wie“ nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ruft zur eigenen Verantwortung auf. Vielleicht ist auch gerade jetzt – nach der Pandemie-bedingten Zwangspause – der beste Zeitpunkt, um unsere Reisegewohnheiten zu überdenken, denn, so schreibt Kapeller, das Wort „Reisen“ hat den gleichen Ursprung wie das englische Verb „to rise“ – also aufsteigen oder sich erheben. Eine Reise zu machen, heißt also aufzubrechen, die eigenen Positionen zu verändern und neue Wege zu erkunden.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 10.7.2022

Alltagsflucht oder Anerkennung?

Reisende sind "Glücksjunkies, Reisen ist Freiheit auf Zeit und Alltagsflucht“, schreibt sie an einer anderen Stelle und fordert dazu auf, sich die Frage zu stellen, was denn wirklich das Ziel des Reisenden ist: Geht es darum, eine erholsame Reise zu machen oder darum neue Dinge zu entdecken? Oder will man in den sozialen Medien möglichst viel Anerkennung erhalten? Will man den Moment genießen oder vorteilhaft in Szene setzen?

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Ein weiterer Aspekt ist die soziale und wirtschaftliche Komponente bei der Urlaubsbuchung: So kann die Entscheidung gegen ein Hotel einer internationalen Kette, aber für einen kleineren lokalen Anbieter Existenzen sichern. In diesem Zusammenhang zitiert Maria Kapeller den Tourismusforscher Harald Friedl: Er rechnet vor, dass von jedem Euro, den ein Tourist in Tunesien ausgibt, nur 10 Cent im Land selbst bleiben – die restlichen 90 Cent gehen an den Vertreiber, die Fluglinie, die Baufirma des Hotels, die ausländischen Arbeitskräfte, das Gemüse aus der EU, die Kohle aus Australien, das Öl aus Saudi-Arabien oder die Kunststoff-Souvenirs aus China.

Maximal zwei Flüge im Leben

Ein weiteres sehr eindrückliches Rechenbeispiel bietet die Autorin im Zusammenhang mit dem Fliegen – hier wird der CO2-Verbrauch berechnet, und sie kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Wer heute 90 Jahre alt wird und von sich behaupten will, verantwortbar und gerecht gelebt zu haben, dürfte maximal ein- bis zweimal in seinem Leben ein Flugzeug besteigen.