Bunbury
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Kultur

„Bunbury“ in Graz: „Ernst sein is everything“

1895 uraufgeführt, nun in Graz zu sehen: Mit der Gesellschaftssatire „Bunbury“ von Oscar Wilde ist das Schauspielhaus in die neue Spielzeit gestartet.

Die Tragödie unter der Komödie von Oscar Wilde will Regisseurin Claudia Bossard vor den Vorhang bringen; sie verwendet für ihre Fassung viele englische Originalzitate und verwebt auch Wildes Biografie.

Sprache des Begehrens und der Liebe

Zwei Dandys haben Doppelgänger erfunden, um hinter der Maske geheime Sehnsüchte auszuleben. Wilde selbst hielt die eigene Homosexualität verborgen, was er im Stück verschlüsselt hat, und das holt nun die Fassung der Regisseurin Claudia Bossard ans Licht: „Wir wollten das nicht mehr deckeln. Wir haben es von Anfang an so untersucht, dass es klar ist, dass es eine Sprache des Begehrens und der Liebe ist.“

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Exzentrik und Spiel-Freude auf einer fast leeren Bühne

Exzentrik und Spielfreude strahlt die Inszenierung mit einer großartigen Besetzung auf einer fast leeren Bühne aus. Laut Schauspieler Andri Schenardi, einem der beiden Dandys, sei das zumindest zu Beginn eine Herausforderung, da man sich an nichts festhalten könne – andererseits sei man aber frei, in die Worte und Gedanken zu gehen.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 23.9.2022

Tagtäglich eine Rolle spielen

Bei der Inszenierung wird nichts unter den Teppich gekehrt, die Masken fallen vor dem Vorhang und das durchaus mit Augenzwinkern. Frieder Langenberger erklärt, man müsse sich fügen, wodurch die individuelle Freiheit beeinträchtigt werde – dass man selbst eine Rolle spiele, begegne einem tagtäglich. „Bunbury. Ernst sein is everything!“ treibt es als anspielungsreiches Verwirr-Spiel am Grazer Schauspielhaus auf die Spitze.