Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 25.9.2022
Die Inszenierung des „War Requiem“ löst die bekannten Grenzen zwischen Bühne und Publikum auf: Weit über 100 Akteure zaubern Brittens Abgesang auf den Krieg in den ganzen Opernraum. Das Spiel ist allgegenwärtig – so wie der Krieg heute: „Es gibt 25 Kriege, die im Moment in vollem Gange sind. Und es gibt viele Leute, die sich nie hätten vorstellen können, dass das so schnell geht“, kommentiert Regisseur Lorenzo Fioroni.
Trauerfeier einer bunten Gesellschaft
Als Trauerfeier einer bunten Gesellschaft ist das „War Requiem“ dargestellt: Soldaten singen Gedichte, die das erlebte Grauen an der Front beschreiben und stören die feiernde Gemeinde. „All das findet eigentlich auf diesem Ball des Lebens statt, und da kommen diese Systemsprenger hinein und verwirren die Menschen“, erklärt der Regisseur.

Orchester und Kammerorchester, Chor, Extrachor, Singschule, Ballett und Statisterie formen ständig neue Szenerien und durchdringen das Publikum aus allen Richtungen: „Ich glaube, es ist ein ganz spannender Abend, bei dem unser vertrautes Opernhaus in gewisser Weise auf den Kopf gestellt wird“, so der Chefdirigent der Oper Graz, Roland Kluttig.
Herausforderung mit brennender Aktualität
Vor vier Jahren wurde mit der Planung des „War Requiem“ begonnen – eine Produktion, die alle Beteiligten auf und hinter der Bühnen herausfordert: „Es ist die anspruchsvollste Produktion für mich, seitdem ich Intendantin bin – und für alle anderen, wenn ich etwa an die Technik, an die Aufbauten denke“, schildert Opern-Intendantin Nora Schmid.

In immer neue Bilder wird die Musik von Britten, das Anti-Kriegs-Werk eines Pazifisten, umgesetzt. Man könne nie wegschauen, sich nie sicher sein – ob es einen nicht auch selbst betreffen könnte, eingebettet in eine weltpolitische Kulisse, die das Stück in seiner zeitlosen Bedeutung erschreckend aktuell macht.