„Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“ – Cover
Residenz Verlag
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Flucht und Integration aus betroffener Sicht

Zurzeit hört man aus den Medien wieder viel von Asylwerbern und Flüchtlingen, die nach Österreich kommen. Jad Turjam fand in Österreich eine neue Heimat – und schrieb darüber zwei Bücher. „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“ ist nun – posthum – erschienen.

Jad Turjam lebte bis zu seiner Flucht in Damaskus; 2015 kam er nach Österreich, einige Jahre später schrieb er die Geschichte seiner Flucht in dem Roman „Wenn der Jasmin auswandert“ nieder.

Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte

In Salzburg studierte Turjman Psychotherapie, er schrieb ein Comedy-Soloprogramm und das Buch „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“ – den Nachfolger zu „Wenn der Jasmin auswandert“. Aber: Der zweite Roman erschien nun posthum, denn der Autor verunglückte im Sommer dieses Jahres bei einer Bergwanderung tödlich.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 26.11.2022

„Er ist nicht mehr, er wird nie wieder Flüchtling sein, wird nie wieder Ski fahren, wird nie wieder als Stand-up-Comedian, als ‚Flüchtling Ihres Vertrauens‘ auf der Bühne stehen, nie wieder als der gut integrierte Syrer mit österreichischem Pass auftreten“, schreibt ORF Korrespondent Karim El Ghawary in einem Vorwort. Der Reporter lernte Turjam vor einigen Jahren bei einer Veranstaltung kennen und war von ihm sehr beeindruckt – ab diesem Zeitpunkt verband die beiden eine Freundschaft.

Annäherung durch Missverständnisse

Jad Turjam selbst erzählt im Buch von seinen ersten Erfahrungen in Österreich, von den vielen Missverständnissen, die aufgrund der Unterschiede der Kulturen entstanden und von seinen Annäherungen an die neue Heimat. Dabei betont er immer wieder, dass er dankbar und glücklich über sein Leben in Österreich ist.

„Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“ – Cover
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Sehr differenziert schreibt er aber auch darüber, was Integration bedeutet und dass er nichts davon hält, seine Identität aufzugeben. „Integration ist Humbug“ ist der Titel eines Kapitels. „Fremdheit ist ein produktives Gefühl. Unterschiede machen das Leben bunt und bereichernd“, schreibt er an einer anderen Stelle.

Neuer Blick auf die Flüchtlingsfrage

Offen beschäftigte sich der gebürtige Syrer weiters mit seiner posttraumatischen Belastungsstörung und der Therapie. Alles in allem ist es ein Buch, das zum Nachdenken und Nachfühlen anregt und einen anderen Blick auf die Diskussion um die Flüchtlingsfrage bietet.