Szene „Schächten“
ORF
ORF
KULTUR

„Schächten“: Ewiger Kampf um Gerechtigkeit

Was tun, wenn die gesamte Familie von den Nazis ermordet wurde und man Jahrzehnte später den Verantwortlichen dafür trifft? Mit dieser Frage beschäftigt sich „Schächten“, der neue Film vom Grazer Regisseur Thomas Roth.

Wien im Jahr 1962: Victor Dessauer, ein jüdischer Unternehmersohn rollt seine Vergangenheit und Familiengeschichte wieder auf. Seine Mutter, seine Schwester und seine Tante starben im KZ Mauthausen, seine Großeltern wurden vor seinen Augen mit einem Schächtmesser umgebracht.

Für die Taten verantwortlich war SS-Unterscharführer Kurt Gogl, der zwar vor Gericht kam, von Zeugen dort eindeutig erkannt, aber trotzdem freigesprochen wird.

Szene „Schächten“
ORF

Realer Fall

„Den Fall Gogl hat es tatsächlich gegeben. Das war der letzte Prozess, der gegen einen Nazi-Verbrecher in Österreich stattgefunden hat. Es wäre schön, wenn der Zuseher sich fragt, was würde ich tun, wenn ich in dieser Lage wäre“, so Regisseur Thomas Roth.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 29.11.2022

Diese Frage packte der Grazer Regisseur in ein berührendes Historiendrama mit Thriller-Elementen. Neben den österreichischen Darstellern rund um Miriam Fussenegger und Paulus Manker spielt der aus Israel stammende Jeff Wilbusch die Hauptperson – für ihn eine besondere Rolle, so Wilbusch, „intensiv, schön, traurig, ein Geschenk“.

Thomas Roth
ORF

Innere Zerrissenheit und große Fragen

Der Film ist sehr nah an der Wirklichkeit gebaut – neben der real existierenden Figur des Kurt Gogl ist auch Jeff Wilbusch an die Geschichte einer jüdischen Familie aus Wien angelehnt: „Dann ist die große Frage
– Vergeltung, Rache, Gewalt anwenden oder nicht, das Gesetz in die eigene Hand nehmen oder nicht“, so Wilbusch.

Diese innere Zerrissenheit wird schließlich auch aufs Publikum übertragen: „Ich möchte gerne, dass vielleicht ein eher jüngeres Publikum in diesen Film geht, das sich vielleicht mit dieser Zeit noch gar nicht so befasst hat“, so Roth.