Sarg Tod
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Kultur

Grazer Schauspielhaus gibt Tod ein Gesicht

Das Grazer Schauspielhaus arbeitet im Rahmen der „Bürger*innenbühne“ an einem Theaterprojekt, bei dem Laien auf die Bühne gebeten werden, die beruflich oder privat mit dem Tod und dem Jenseits zu tun haben. Premiere ist am 5. Mai.

Der Song „Death and all his friends“ der britischen Pop-Band Coldplay war Inspiration für das Theaterprojekt, mit dem Regisseurin Anja Wohlfahrt dem Tod und seinen Freunden auf die Spur kommen will – denn obwohl wir alle einmal sterben müssen, bleibt der Tod die wohl größte Unbekannte im menschlichen Leben.

Von der Ärztin bis zum Bestatter

Mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und ihren Geschichten vom Leben und Sterben sollen nun künstlerisch die Grenzen zwischen Tod und Leben gesprengt werden – mehr dazu auch in Der Tod im Mittelpunkt der BürgerInnenbühne (25.1.2023). Mitte Februar kamen die auserwählten „Schauspieler“ erstmals zu einem Workshop zusammen und sprachen über ihre besondere Beziehung zum Thema Tod.

Marie etwa hat elf Jahre lang auf Palliativstationen gearbeitet und ist nun als Ärztin in der Psychiatrie tätig. Hermann hatte, wie er sagte, „immer schon einen Hang gehabt zu Leichen“, war lange auf der Neurochirurgie in Graz im Einsatz und ist mittlerweile im Bestattungswesen gelandet. Renate beschäftigt sich seit dem Tod ihrer Mutter intensiv damit, was es heißt, eine Mutter zu verlieren und was dabei von einem selbst überbleibt.

Bühnenbild, aber noch kein Text

Aus diesen Geschichten, die das Leben schreibt, soll nun gemeinsam ein Theaterstück erarbeitet werden, erklärte Regisseurin Anja Wohlfahrt: „Wir werden gemeinsam diskutieren, forschen, es wird sicher Aufgaben für zu Hause geben, zum Beispiel ein Testament schreiben und dann schauen wir, was dabei rauskommt.“ Die Entstehung des Bühnentextes sei daher ein laufender Prozess: „Wir haben schon ein Bühnenbild und einen Ort, wo das passiert, aber noch keinen Text.“

Anja Wohlfahrt Regisseurin
Edi Haberl
Regisseurin Anja Wohlfahrt

„Death and all his friends“ ist für alle Beteiligten daher auch ein emotionales Experiment – für das Regieteam, aber auch für die Laiendarsteller. Franziska zum Beispiel verlor vor kurzem ihre Großmutter: „Als ich mich darauf vorbereitet habe auf diesen Workshop, sind schon ein paar Dinge wieder hochgekommen, von denen man dachte, die habe man gut bewältigt.“

Sendungshinweis

„Der Tag in der Steiermark“, 15.2.2023

Eine weitere Teilnehmerin schilderte: „Als Kind habe ich ein Nahtoderlebnis gehabt und es gibt einen gewissen Anteil von mir, der immer so mit einer gewissen Todessehnsucht verbunden ist – von dem her habe ich keine Angst vor dem Sterben.“

Proben bis zur Premiere im Mai

Trotz des düsteren Themas soll das Theaterprojekt letztlich Positives vermitteln und sogar mit einer Portion Humor versehen sein, denn die Regisseurin ist überzeugt, dass das Bewusstmachen der Sterblichkeit auch das Bewusstsein dafür stärke, wie man eigentlich leben möchte.

Die Proben für das Stück starten Mitte März und dauern nicht einmal drei Monate – bis dahin soll das Theaterstück, das vorerst nur in Fragmenten existiert, reif für die Bühne sein. Premiere ist am 5. Mai. Im Herbst wird die „Bürger*innenbühne“ von Gesprächsreihen zu den Themen „Sterbebegleitung“, „Erbe und Testament“ und „Verbindungen zum Jenseits“ begleitet.