Ausstellung im Volkskundemuseum
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Kultur

Wie Migration Identitäten verändert

Die internationale Wanderausstellung „Identity on the Line“ im Grazer Volkskundemuseum beleuchtet europäische Migrationsbewegungen in den vergangenen hundert Jahren. Gezeigt werden die Erfahrungen von Betroffenen in Form von Fotografien und persönlichen Geschichten.

Das Schicksal seiner Familie, die als indigene Volksgruppe der Sami in den 70er-Jahren zwangsumgesiedelt wurde, beschreiben die Erinnerungen des heute 65-jährigen Schweden Tomas Colbengtson – damit verlor die Familie nicht nur ihre Rentierweideflächen, sondern auch ihre traditionelle Lebensweise.

Nach dem Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden auch Holocaust-Überlebende in Litauen – darunter die 1922 geborene Jüdin Dita Sperling: Sie hatte jahrzehntelang über ihr Trauma geschwiegen. Von Skandinavien über Polen und Litauen bis nach Kroatien und Slowenien beleuchtet die Ausstellung migrationsbedingte Veränderungen von Identitäten.

Sami mit Rentieren
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Foto aus dem Familienalbum des Schweden Tomas Colbengtson

„Was wir hier sehen, sind eigentlich Fotografien von den Menschen, die interviewt worden sind. Teilweise aus ihren eigenen Fotoalben oder von Objekten, die für sie wichtig sind. Wir haben hier Zitate, Bilder und Stimmen auf einer Ebene“, schilderte Kuratorin Birgit Johler. Die preisgekrönte Wanderausstellung quer durch Europa legt den Fokus auf Erinnerungen und die Gefühlswelten der Zeitzeugen.

Migration hat immer stattgefunden

„Man hat sich natürlich vor Ort mit der Geschichte auseinandergesetzt und hat lokale Akteurinnen und Akteure finden müssen, und es wurden viel mehr Menschen interviewt, als hier in der Ausstellung zu sehen sind“, ergänzte Johler. Mitarbeiterinnen von sechs europäischen Museen und der Universität Vilnius haben bei der Gemeinschaftsausstellung mitgewirkt – Ziel war es, auch weniger beachtete Migrationsprozesse der vergangenen hundert Jahre zu erforschen.

Sendungshinweis

„Steiermark heute“, 25.2.2023

„Wir legen auch das Augenmerk darauf, dass Migration in verschiedener Art in Europa immer wieder stattgefunden hat. Deswegen rücken wir auch Aspekte in den Mittelpunkt, die sonst vielleicht nicht zu sehen sind“, sagte Museumsleiterin Claudia Unger. Zu sehen ist die Ausstellung im Volkskundemuseum bis Mitte Juni.