„Geradegerückt“ – Cover
Verlag Kremayr & Scheriau
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Warum wir erfolgreiche Frauen skandalisieren

„Geradegerückt“ nennt sich ein Buch, das Lebensläufe von prominenten Frauen eben geraderückt – etwa die Biografien von Pamela Anderson, Romy Schneider, Marie Antoinette oder auch Meghan Markle.

Der Argwohn gegenüber Frauen ist uralt, schreiben die Herausgeberinnen von „Geradegerückt“, Beate Hausbichler und Noura Maan, und auch gekrönte Häupter bleiben und blieben davon nicht verschont.

Sendungshinweis

„Guten Morgen, Steiermark“, 5.3.2023

Das musste schon Marie Antoinette erfahren: Ihr wird nach wie vor der Satz „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“ in den Mund gelegt. Das zweitjüngste Kind der Kaiserin Maria Theresia wurde aus politischen Gründen schon mit 14 mit dem französischen Thronfolger verheiratet – und obwohl sie ein Opfer der Verheiratungspolitik war, richteten sich Wut und Hass angesichts der großen Ungleichheiten in der Gesellschaft vor allem auf sie.

„Geradegerückt“ – Cover
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Vielgehasst – damit lassen sich auch Emotionen gegenüber der künftigen britischen Königin Camilla beschreiben: Das Scheitern der Ehe des damaligen Prinzen und mittlerweile Königs Charles mit Diana wurde viele Jahre als ihre Schuld bezeichnet – und nicht etwa des Mannes, der seine Frau betrogen hatte. „Sie war die, die das Märchen zerstörte und eine schöne romantische Liebe torpedierte. Dabei war es eigentlich sie, die lange Zeit um eine Liebesgeschichte gebracht wurde“, schreibt Beate Hausbichler.

Wer ist schuld?

Eine, die die Kaiserin „nur“ gespielt hat, war die Schauspielerin Romy Schneider. Weil sie nach den Erfolgen der „Sissi“-Filme aber nicht die Kaiserin der Herzen sein wollte, wurde ihr Leben in aller Öffentlichkeit kritisiert und verurteilt – ein Schicksal, das sie mit vielen Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, teilt.

Ein Muster, das ebenfalls häufig zu beobachten ist: Die Schuld wird zuerst den Frauen zugeschoben – das musste unter anderem Yoko Ono am eigenen Leib erfahren. Sie wird zuallererst als die Frau erwähnt, die für das Ende der Beatles verantwortlich war – doch wer redet davon, dass sie Filmemacherin, Sängerin, Komponistin, Konzeptkünstlerin und Friedensaktivistin ist?