Daniel Herbst
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Lifestyle

Der häkelnde Elektrotechniker der TU Graz

Kabel, elektrische Anlagen, Netze: So sieht es am Arbeitsplatz von Daniel Herbst an der TU Graz aus – dort führt der Elektrotechniker Projekte durch, die das Potenzial haben, die Welt von morgen zu gestalten. In seiner Freizeit verfolgt er aber ein besonderes Hobby: Häkeln.

„Mein Fachgebiet ist mehr oder weniger die Niederspannung – also von der Trafostation bis zur Steckdose. Ich mache auch einiges in Richtung Ladeinfrastruktur für Elektromobilität – also Herausforderungen der Zukunft“, sagt Herbst.

Nach getaner Forschungsarbeit geht es für ihn nach Hause zur Handarbeit. Daheim auf der Couch ist Entspannung angesagt, denn da wird Strom-Kabel gegen Wollfaden eingetauscht. Häkeln – ein Hobby, das für Herbst so nicht vorhersehbar war: „Wenn man dann in der Volks- oder Mittelschule im Unterricht eine Haube oder einen Schal hat machen müssen, dann hat das auch bei mir die Oma oder die Mama fertiggemacht. Also in die Wiege gelegt ist mir die Handarbeit nicht geworden.“

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Daniel Herbst (rechts) forscht an der TU Graz unter anderem an der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität

Thermen-Urlaub brachte neues Hobby

Unverhofft kommt aber oft, und so ist der Steirer in einem Thermen-Urlaub über ein Häkel-Anfangs-Set gestolpert und hat sich dafür auch prompt interessiert, wie er erzählte: „Dann bin ich dort gesessen in meinem weißen Bademantel, mit drei Knödel Wolle, einer Häkelnadel und einer Anleitung und habe natürlich nicht gewusst, wo vorne und hinten ist. Dann kommt eine Dame auf mich zu, auch im weißen Bademantel, und sagt: ‚Ich habe dir da gerade eine dreiviertel Stunde beim Häkeln zugeschaut. Ich habe schon 20 Hauben gehäkelt, soll ich dir nicht vielleicht ein bisschen helfen?‘ Und so hat mich diese Passion gefesselt und jetzt haben wir ungefähr 300 Hauben bislang produziert.“

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Um die Motive seiner Hauben präziser hinzubekommen, erstellt sich Herbst eine Vorlage am Computer

Technisches Know-how auch beim Häkeln

Beim Entwerfen der Muster kommt dann bei Herbst aber doch der Techniker durch: „Es gibt natürlich auch die Methode, dass man mit einem karierten Zettel Kreuzerl macht, so wie man sich das Muster vorstellt. Allerdings ist mir das mit der Zeit zu ungenau geworden. Dann bin ich halt in ein Computer-Zeichenprogramm gegangen und habe mir diese Maschen-Kästchen genauer schräg untereinander angeordnet.“

Der häkelnde Elektrotechniker der TU Graz

Kabel, elektrische Anlagen, Netze – so sieht es am Arbeitsplatz von Daniel Herbst an der TU Graz aus. Dort führt der Elektrotechniker Projekte durch, die das Potenzial haben, die Welt von morgen zu gestalten. In seiner Freizeit verfolgt er ein besonderes Hobby: Häkeln.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 18.3.2023

Anerkennung im eigenen Umfeld

So entstehen Muster und Motive auf Wunsch. Der Renner ist jedoch der steirische Panther. Für das flauschige Fleece-Innenleben der Haube ist Herbsts Oma zuständig. Dass der Steirer nun eine Frauendomäne erobert hat, akzeptiert mittlerweile auch der letzte Skeptiker. „Am Anfang wird man natürlich immer ein bisschen komisch angeschaut, wenn man mit etwas nicht ganz Alltäglichem daherkommt. Aber ich gehe auch mit meinen Freunden in die Sauna, wo wir dann im Ruheraum nebeneinander ein bisschen miteinander tratschen und ich häkele halt derweil. Und das stört keinem mehr mittlerweile“, so der Elektrotechniker.

Doch auch wenn Herbst für das Hauben- und Fingerhandschuhhäkeln brennt, würde er der Energie-Technik niemals die kalte Schulter zeigen – viel zu groß sei bei ihm die Freude am Job.