„ANA“-Ausstellung
Joanneum/Ludwig Hoffenreich
Joanneum/Ludwig Hoffenreich
KULTUR

Grazer Neue Galerie würdigt Anna Brus

Modell, Ehefrau, Mitarbeiterin: Anna Brus, Ehefrau von Günter Brus, spielt auch für den gesamten Wiener Aktionismus eine zentrale Rolle. Das Grazer Bruseum der Neuen Galerie beleuchtet in der Schau „ANA“ nun ihre gewichtige Rolle für das künstlerische Schaffen dieser Zeit.

Gezeigt werden Fotos der verschiedenen Aktionen, aber die Klammer der Ausstellung bilden die Erzählungen von Anna Brus, die in jedem Raum auf Monitoren laufen.

Erzählstrang und Hommage

„Es ist nicht nur eine Hommage an Anna Brus, sondern auch einer der interessantesten Erzählstränge dieser Zeit“, betont der Leiter der Neuen Galerie, Peter Peer. Die Ausstellung spürt der Person „Ana“ – so die kroatische Schreibweise ihres Namens – nach – es geht dabei weniger um die feministische Position, denn „sie war keine Künstlerin, sie war kein Modell, sie war keine Aktionistin, sondern irgendetwas dazwischen“, erläutert Roman Grabner, Kurator der Ausstellung.

„ANA“

Ausstellung im Bruseum der Neuen Galerie im Universalmuseum in Graz, zu sehen bis zum 24. September

Anna Brus musste mit den Eltern aus Kroatien flüchten und lernte in einem Gasthaus im steirischen Lannach Günter Brus kennen. Sie musste für den mittellosen Künstler die Zeche bezahlen, und diese Funktion der praktischen Haltgeberin, Helferin und Unterstützerin blieb ihr ein Leben lang.

Als in den 60er-Jahren der Aktionismus rund um Brus, Otto Muehl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler ins Laufen kam, war sie nicht nur mittendrin, sondern trug auch entscheidend zum Gelingen der Aktionen bei, indem sie Material besorgte und selbst Teil der Veranstaltungen wurde.

In chronologischer Reihenfolge

Die Ausstellung zeigt verschiedene Aktionen in chronologischer Reihenfolge, beginnend mit „Ana“ 1964: Damals bemalte Brus seine Frau in der Wohnung Muehls, die er zuvor weiß ausgekleidet hatte, mit schwarzer Farbe, wälzte sich dann zusammen mit ihr im Farbschlamm. Zu sehen ist auch Schwarzkoglers Aktion „Hochzeit“, die Anna als Braut darstellt, die mit blauer Farbe überschüttet wird. Auch für Muehl arbeitete sie an einer Aktion mit, sie war an „Nahrungsmitteltest“ 1966 beteiligt: Dabei wurde sie zusammen mit ihrer Kollegin Ziemi Schieb von Muehl mit Lebensmitteln vermengt und mit Mehl beschüttet.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 31.3.2023

Gestickte Polster

Ein Raum zeigt auch die gestickten Polster, die Anna nach Entwürfen ihres Mannes anfertigte und die sie nach der Flucht vor den Behörden nach Berlin dort verkauft hatte, um die Familie zu ernähren. Seit 1961 ist sie mit Günter verheiratet, und „sie ist die Einzige, auf die er immer gehört hat“, erzählt Grabner. Ihre Geschichte ist auch die Geschichte des Wiener Aktionismus, denn sie ist eine der letzten Zeitzeuginnen, die darüber fundiert Auskunft geben können.