Andreas Voit Zither
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Kultur

Der letzte Zitherbauer der Steiermark

Es ist eine Kunst, sie zu spielen, aber gar nicht davon zu reden, sie zu bauen – die Zither. Sie ist ein Saiteninstrument aus einer scheinbar anderen Zeit und fasziniert auch heute noch. In der Steiermark gibt es nur noch einen Zitherbauer.

Ein altes Sprichwort besagt: Der Ton macht die Musik. Doch bis man einer Zither überhaupt einen Ton entlocken kann, kann es lange dauern, denn die Fertigungszeit kann bis zu 350 Stunden betragen. In der Steiermark gibt es nur mehr einen, der dieses Instrument baut.

Das Herzstück einer jeden Zither ist der Boden – im Gegensatz zu anderen Saiteninstrumenten sorgt dieser für den guten Ton. „Der Ton, wenn man gegen den unverarbeiteten Boden klopft, sollte schön glockig sein. Er muss zwei Töne von sich geben – eine tiefe und eine hohe Frequenz – und die müssen schön frei werden und lange schwingen“, sagt Zitherbauer Andreas Voit.

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Andreas Voit Zither
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Unterschiedliche Klangfarben

Dafür sorgen vorzugsweise heimische Hölzer, aus welchen die verschiedensten Zither-Varianten entstehen, darunter auch eine Wiener Zither – mit ihr verbindet man vor allem die sogenannte Schrammelmusik.

Sie hat eine ganz besondere Klangfarbe, wie Voit erklärte: „Ganz brutal gesagt, eine Wiener Zither muss dieses Lamentierende der Wiener Musik wiedergeben können. Dieses Abdunkelnde, dieses wehleidig Melancholische – und das kann die Wiener Zither.“

Legendäre Zither aus Graz

Die Luftresonanz-Zither des berühmten Grazer Zitherbauers Johann Jobst schrieb 1890 Geschichte. Voit hat sie für seine Abschlussarbeit im Musikstudium original nachgebaut – auch sie ist ein Meisterwerk, das mit einem „Ausgezeichnet“ belohnt wurde: „Ich habe versucht, in seinem Schaffen eine Regelmäßigkeit zu finden. Das hat nicht ganz funktioniert, weil Jobst sehr chaotisch war und alles Mögliche ausprobiert hat. Aber das Schallloch auf der Hinterseite – das hat unterschiedlichste Formen – ist sein Patent. Das fällt unter den Begriff Fischaugen-Zither“, so Voit.

Sendungshinweis

„Steiermark heute“, 29.4.2023

Beim Bau dieses Instruments gilt es, behutsam und mit viel Fingerspitzengefühl die Seitenteile der Zither, die Zargen, im feuchten Zustand zu biegen. „So eine Zither hat annähernd eine halbe Tonne Seitenzug, wenn alle Saiten gestimmt sind. Wenn man das nicht biegt, sondern ausschneidet, dann hat man lauter kurze Fasern drin, und das bricht dann.“

Das Bauen als Gratwanderung

Diesen Herausforderungen stellt sich der Langenwanger gerne und tüftelt auch an neuen und alten Konzepten. Jedes Instrument ist ein Unikat für sich: „Eine Zither ist immer eine Gratwanderung zwischen Statik und Klang. Wenn sie gut klingt, ist sie oft statisch instabil und umgekehrt. Wenn sie statisch stabil ist, klingt sie nicht. Die große Kunst ist es, so ein Mittelding zu finden, damit beides funktioniert.“