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Literarische Spaziergänge durch Venedig

Einen Spaziergang durch die Lagunenstadt unternimmt der steirische Autor Mike Markart in seinem neuen Werk. Er wählt dafür aber nicht die überlaufenen Touristenwege, sondern entdeckt versteckte Gassen und unscheinbare Winkel.

Mike Markart kennt Venedig schon seit vielen Jahren. Die Stadt ist für ihn zu einem Rückzugsort geworden: „Es klingt wie ein Widerspruch, aber wenn man dann unten so viele Menschen kennt, und die Stadt als solches nicht mehr sehen muss, weil man die ganzen Sehenswürdigkeiten ohnehin schon gesehen hat. Dann kann man sich dort beruhigen. Venedig hat mir sogar schon ein paar Mal, metaphorisch gesprochen, das Leben gerettet, weil ich in Ruhe nachdenken habe können, Entscheidungen treffen konnte."

Venedig „atmen“

Wer schon einmal in Venedig war, kommt sicher am Markusplatz vorbei. Für den zweiten Besuch in der Lagunenstadt schlägt Markart vor: „Wenn man das alles gesehen hat und man eigentlich keinen Auftrag mehr hat, sondern nur mehr hinfährt, um Venedig zu atmen, kann das schon sehr entspannend sein."

Buchtipp
ORF/keiper

Der erste Text entstand an einem verregneten Jänner-Tag nach einem Spaziergang über den menschenleeren Markusplatz. Es ist nicht der einzige Spaziergang geblieben, bei dem Markart seiner Liebe zum Regen Ausdruck verleiht – die trifft sich mit seinem Anspruch, die Langsamkeit zu feiern. „Viele Menschen schreckt der Regen ab, dann wird alles ruhig, du kannst überall durch einen Ort gehen, ohne auf Menschenschlangen zu stoßen. Der Regen mischt den Tagesablauf der Menschen ganz neu.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 7.5.2023

Märchen und Geheimnisse

Die verschlungenen Wege und die vielen Brücken Venedigs können sogar Einheimische verwirren und dafür sorgen, dass aus zwei jungen Menschen kein Paar wurde. Darum geht es in einer anderen Geschichte. Mit all seinen Texten will Mike Markart in eine märchenhafte Welt entführen und über Geheimnisse in einer geheimnislos gewordenen Welt schreiben: "Auch von der Sprache her, habe ich so mein Anliegen, Ich habe einen Klang in mir, wenn ich schreibe.“

Von eigenen Gerüchen und Melodien

Jeder Ort hat seinen speziellen Geruch, seine eigene Melodie. Und ganz besonders trifft das auf Venedig zu, stellte Markart in einer seiner 27 Geschichten fest: „Wenn du schon am Vormittag diene Wege gehst, da bekommt man das Leben anderer Menschen viel intensiver und intimer mit. Wenn dann diese offenen Fenster sind, ab 10.00 Uhr Vormittag fängt Venedig zu kochen an, es duftet, diese Geräusche, das ist echtes Leben.