Kultur

Der Tod und seine Freunde auf der Bühne

Mit dem Tod auf der Bühne und doch am Leben – das sind sieben Laienschauspielerinnen und -schauspieler auf der „Bürger:innenbühne“ des Grazer Schauspielhauses. Ärzte, Seelsorger und Bestatter erzählen dabei aus ihrem beruflichen Alltag.

„Death and All His Friends“ – der Tod und all seine Freunde – heißt das Bühnenstück, frei nach einem Songtitel der britischen Rockband Coldplay. Regisseurin Anja Wohlfahrt will einen Raum für das Schwierige, das Unaussprechbare schaffen: „Ich denke, dass man das Thema auf die Bühne bringen kann, dass es auch ein wichtiger Impuls sein kann.“

Besetzung mit Laienschauspielern

Die Besetzung mit Laienschauspielern ist ein wichtiges Element des Stückes. Andrea Kalloch etwa ist Medizinerin: Die Notärztin rettete im Laufe der Jahre unzähligen Menschen das Leben und musste dabei auch Erfahrungen mit dem Sterben machen. Auf der Bühne spielt sie sich selbst und erzählt aus ihrem beruflichen Alltag. „Es tut unheimlich gut dieses Thema, das einen ständig begleitet als Notärztin, einmal aus einer künstlerischen Perspektive zu betrachten und zu bearbeiten. Sich mit anderen Menschen auszutauschen, mit Nicht-Medizinern, und diese Beschäftigung damit, das tut unheimlich gut“, so die Laienschauspielerin.

Frau steht auf der Bühne und spricht
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Todesnachrichten überbringen und verarbeiten

Auch Otto Just gehört zum Ensemble der „Bürger:innenbühne“ und schlüpft wie alle anderen in seine eigene Rolle. Just war Seelsorger – eine Funktion, die er seit seiner Pensionierung als Bundesheer-Artillerieoffizier ehrenamtlich ausübt: „Als Personalbetreuer der Streitkräfte habe ich auf der einen Seite für die verschiedenen Personengruppen die Betreuung sichergestellt, für Soldaten von Auslandseinsätzen und im Inland. Ich habe aber auch die traurige Aufgabe gehabt, wenn es notwendig war, auch Todesnachrichten zu überbringen. Das ist etwas, was unmittelbar eigentlich mit dem Thema des Stückes zu tun hat."

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 4.5.2023

Plot aus Erfahrung und Expertise

Zur Medizinerin und dem Seelsorger kommen noch ein Palliativbegleiter und ein Bestatter, auch die Gründerin einer Selbsthilfegruppe ist nach dem Verlust eines geliebten Menschen mit dabei. „Das Arbeiten mit BürgerInnen unterscheidet sich dann doch von der Arbeit mit Profis, aber es ist wahnsinnig spannend, weil wir ja mit den Geschichten arbeiten, die die Menschen uns mitbringen. Die könnte man ja nicht erfinden. Und vor allem mit der Expertise, die die Menschen uns mitgebracht haben“, so die Regisseurin.

Frauen und Männer stehen auf der Bühne und sprechen
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Ihre persönlichen Erfahrungen auf die Bühne zu bringen, ist auch für die Laienschauspieler selbst eine Bereicherung, so Otto Just: „Für mich eine spannende Erfahrung, mit einem Profiteam zusammenzuarbeiten und da kann man persönlich für sich viel mitnehmen.“ Für Andrea Kalloch war die Zusammenarbeit „einfach großartig, vor allem zu erleben, wie ein Stück entsteht und das Ganze drumherum.“