Weiblichkeit ist Zeichen der Ausstellung
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Kultur

Der Körper als Projektionsfläche im Kunsthaus

Das Grazer Kunsthaus zeigt derzeit unter dem Titel „Körper und Territorium“ Arbeiten österreichischer und ehemals jugoslawischer Künstlerinnen, die sich mit Körper und Identität auseinandersetzen. Seit sechs Jahrzehnten arbeiten Künstlerinnen und Künstler verstärkt mit ihrem Körper als künstlerisches Medium.

Vom Wiener Aktionismus, über Valie Export und Marina Abramovic, bis zu aktuellen Positionen reicht die Bandbreite. Der Körper im Verhältnis zu seiner gesellschaftlichen Umgebung: Dieses Spannungsfeld zwischen Körper und Identität beleuchten seit den 60er Jahren viele Künstlerinnen und Künstler in Österreich und im damaligen Jugoslawien.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 26.5.2023

Die Ausstellung – eine Kooperation mit dem MSU Zagreb – zeigt rund 100 historische, wie aktuelle Positionen, sagt Kuratorin Katia Huemer: „Der Körper ist bis heute eine Projektionsfläche, auf der auch gewisse Themen sichtbar werden, die auch in einem gewissen Gegensatz stehen zu den offiziellen Strömungen in der Gesellschaft.“

Grenzbereiche ausloten

Dabei ist es für Künstler oft ein Austesten der eigenen Grenzen, wie auch jener des Betrachters. Solche Grenzbereiche lotete etwa die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic mit ihren Extrem-Aktionen aus.

Folterwerkzeuge als Teil der Ausstellung
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Werkzeuge der Künstlerin Marina Abramovic

Auch Valie Export – Ikone der österreichischen Performance-Kunst – wollte mit ihrem Körper auch gedankliche Räume neu vermessen: „Um die Grenzen zu verändern, um die Zustände, die jetzt sind zu verändern, muss man die Grenzen erfahren und um sie weiter zu verändern, darf man nicht über die Grenze drüberspringen, sondern man muss sie ausweiten, man muss sie stemmen, immer weiter nach außen.“

Weiblichkeit als Thema

Vor allem für viele Künstlerinnen wurde der Körper zum Medium, um gegen Unsichtbarkeit und sexualisierte Darstellung aufzuzeigen. Und viele junge Künstlerinnen knüpfen heute daran an. Die slowenische Künstlerin Lea Culetto etwa gibt weiblichen Tabu-Themen wie Menstruation oder PMS in ihren Objekten eine Gestalt: „Ich glaube, es ist wirklich wichtig, über diese Themen zu sprechen, weil ich denke, dass wir uns langsam zurück bewegen – zum Beispiel bei neuen Abtreibungs-Verboten. Also ist es umso wichtiger darüber zu sprechen und nicht zu schweigen.“

Eine slowenische Künstlerin zeigt ihr Werk
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Die Künstlerin zeigt eines ihrer Werke zum Thema Weiblichkeit

Manchmal ironisch-verspielt, manchmal radikal, oder obszön: Die Ausstellung „Körper und Territorium“ gibt bis Ende August spannende Einblicke in die Körper-Kunst.

Steiermark und Slowenien auch im Kunsthaus Thema

Um eine Neuvermessung von Grenzen geht es auch im Foyer des Kunsthauses. Anlässlich des 100. Geburtstages von Star-Fotografin Inge Morath, zeigt Regina Strassegger Druck-Fahnen und Fotos aus ihrem Buch „Grenz.Räume“, das im steirisch-slowenischen Grenz-Raum mit Morath entstanden ist – mehr dazu in Kunsthaus rollt Inge Moraths Spurensuche neu auf.