Wenn Besuch kommt, läutet Fritz Krenn die hauseigene, französische Glocke. Mit ihrem Glockenturm scheint sie der Hauptdarsteller zu sein, im kreativen Refugium des steirischen Schriftstellers. Und doch gibt es so viel mehr an Besonderem, das schon im grünen Innenhof den Blick auf sich lenkt.
Sendungshinweis
„Steiermark heute“, 4.9.2023
Handschrift eines Poeten
Alles, was in Goldes einen Platz bekommen hat, erzählt seine Geschichte oder weckt – wie die bunten Glasfenster – die Fantasie: „Dann geht man durch einen blauen, grünen, gelben Farbvorhang durch, und das ist eine unvorstellbare Faszination.“ Modernes, Altes, auf Literaturreisen in aller Welt Entdecktes – es ist die Handschrift eines Poeten. Jedoch ist es nicht einfach bunt durcheinander gewürfelt; vielmehr darf sich alles harmonisch zusammenfügen in dem großzügigen, offenen Wohnraum: „Wenn ich mir ein Haus baue oder einen Raum gestalte, dann bin ich ganz streng zu mir und schaue mir jeden Quadratmeter an oder höchstens zwei Quadratmeter, und diese sollten optimal sein, etwa der Aufgang oder der Abgang, oder eine Wand oder ein Bild.“

Was braucht ein Haus
Behutsam, Schritt für Schritt ließ der Schriftsteller die alte Keusche seiner Eltern sich zu einem Baujuwel entfalten. Ein Gestaltungsprozess, der einem Roman gleich, seine Zeit, die er braucht, in Anspruch nehmen darf: „Ich habe diese Tradition wahrscheinlich in mir, das muss nicht morgen fertig sein. Es kommt übermorgen wieder eine andere Fantasie dazu, ein anderer Eindruck von einer Reise. Dann habe ich mir gedacht – als ich begonnen habe, führte ich Tagebuch –, was braucht mein Haus.“

Ein Haus, das beseelt ist von der Geschichte des Tschoneggerfranzl, die der Steirer in Archiven bis 1654 erforschte: „Vom Beginn der christlichen Aufzeichnungen bis heute habe ich alles herausgesucht, und ich weiß genau, wie viele Menschen, welche Menschen hier gewohnt haben.“