Grillitsch: Steiler Aufstieg und schneller Abgang

Fritz Grillitsch setzt die Serie der spektakulären Abgänge in der ÖVP fort. Nach einem Parteiobmann und einem ÖAAB-Chef muss sich die Volkspartei im Jahr 2011 nun auch einen neuen Bauernbund-Obmann suchen. Der Rückzug des Steirers nach zehn Jahren an der Spitze des Bauerbunds kommt überraschend.

Wirtssohn Grillitsch entstammt einer prominenten Politikerfamilie: Sein Onkel ist der ehemalige ÖVP-Vizekanzler Josef Riegler, sein Vater diente der Volkspartei als Landtagsabgeordneter in der Steiermark. Grillitsch sollte in diese Fußstapfen treten. Erste Karrierestation war Fohnsdorf, wo der gebürtige Judenburger mit 20 Jahren die Junge ÖVP übernahm. Zu diesem Zeitpunkt war er schon bei Raiffeisen als Revisionsassistent tätig; zudem betrieb Grillitsch ab 1981 eine Landwirtschaft.

Fritz Grillitsch im Nationalrat

APA/ Roland Schlager

Seit 2002 ist Fritz Grillitsch Abgeordneter zum Nationalrat

Wie bei vielen ÖVP-Politikern war auch für den Steirer der Bauernbund die Basis für höhere Weihen: Seit Mitte der 90er-Jahre war er im Vorstand der steirischen Teilorganisation verankert - zunächst als stellvertretender Landesobmann, 2001 wurde er schließlich Obmann des österreichischen Bauernbunds.

Dieses Mandat ebnete Grillitsch auch rasch den Weg ins Parlament. Ein Jahr musste er noch im Bundesrat ausharren, ehe er kurz vor Weihnachten 2002 in den Nationalrat einzog und diesen bis heute nicht mehr verließ. Seiner Funktion im Bauernbund verdankt er auch den Posten des stellvertretenden Klubvorsitzenden, den er nun zurücklegt.

Bauernbund-Chef in privater Bredouille

Grillitsch machte im letzten Jahrzehnt als selbstbewusster Bauernlobbyist seiner Funktion alle Ehre, auch wenn er schon in seinen frühen Tagen als Bauernbund-Obmann in die Bredouille geraten war: Nach der Scheidung von seiner ersten Frau war er plötzlich auch die der Familie seiner Ex-Frau gehörende Landwirtschaft los, einige familieneigene Hektar retteten ihm den Posten.

Magda Bleckmann und Fritz Grillitsch

APA/ Benedikt Löbele

Seine Beziehung zu Magda Bleckmann war parteiintern umstritten

Auch seine darauf folgende Beziehung zur damaligen FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann war parteiintern nicht unumstritten. Grillitsch hat aus erster Ehe drei Töchter, aus der Lebensgemeinschaft mit Bleckmann entstammt ein Sohn.

Gegenwind aus der eigenen Partei

In den letzten Jahren positionierte sich Grillitsch auch gegen die Parteilinie, so gab er etwa der Homosexuellenpartnerschaft als einer der wenigen Schwarzen schon früh seinen Segen. In der Ausländerpolitik zeigte er sich weniger liberal - zuletzt forderte Grillitsch im Rausch des Sarrazin-Trubels, nicht integrierten Zuwanderern schrittweise die Sozialleistungen zu streichen – daraufhin wurde er von der eigenen Partei zurückgepfiffen.

Der vor allem von niederösterreichischen Bauern stets mit Skepsis betrachtete Steirer hatte aber schon bei der Regierungsumbildung nach dem Abgang von Vizekanzler Josef Pröll eine Niederlage eingefahren; der Bauernbund verlor damals stark an Einfluss und hält seither nur noch über Nikolaus Berlakovich die Funktion des Landwirtschaftsministers. Grillitsch, der damals zumindest Zweiter Nationalratspräsident werden wollte, ging leer aus.

Wohin ihn seine weitere Karriere führt, bleibt abzuwarten. Ohne die Funktion im Bauernbund dürfte es für den 52-Jährigen aber auch in der steirischen Landespolitik nicht leicht werden, in der Nachfolge von Landesparteiobmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer, der bei der nächsten Landtagswahl voraussichtlich nicht mehr antritt, eine entscheidende Rolle zu spielen - mehr dazu in steiermark.ORF.at.