„Euro-Rettungsschirm“ ist Wort des Jahres

„Euro-Rettungsschirm“ ist das österreichische Wort des Jahres 2011. Zum Unwort des Jahres kürte die Jury unter der Leitung des Grazer Professors Rudolf Muhr „Töchtersöhne“. Den Spruch des Jahres formulierte Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP).

Euro-Münzen

dpa/Uli Deck

Die österreichische Fachjury stand unter der Leitung von Rudolf Muhr von der Fakultät für Umwelt- und Erziehungswissenschaften an der Uni Graz

„Euro-Rettungsschirm“ wurde laut Jury aufgrund seiner Bedeutung auf den ersten Platz gewählt und auch, weil das Wort sehr häufig in den Medien vorkam. Weiters hat das Wort zwei positive Bedeutungen, indem es als „Schirm“ Schutz vor von oben kommenden negativen Auswirkungen verspricht, gleichzeitig aber auch als „Rettungsschirm“ eine weiche Landung der in die Krise geratenen Wirtschaft der Euro-Länder in Aussicht stellt, lautet die Begründung der Jury.

„Arabischer Frühling“ auf Platz zwei

Auf dem zweiten Platz in der Kategorie „Wort des Jahres“ schaffte es der „arabische Frühling“. Er bezeichne aktuelle Ereignisse historischer Größe, lehne sich an den „Prager Frühling“ an und drücke die Hoffnung auf eine umfassende Demokratisierung in autoritär regierten Ländern aus, so die Jury. „Inseratenkanzler“ landete schließlich auf dem dritten Rang. Hier sei allerdings der „Wahrheitsgehalt derartiger Behauptungen“ erst Gegenstand des Korruptionsausschusses des Nationalrates.

„Töchtersöhne“ als Unwort des Jahres

Das Unwort des Jahres 2011 ist „Töchtersöhne“. Das Unwort ist aus der Verkürzung der neu formulierten Zeile „Heimat, bist du großer Töchter, Söhne“ der österreichischen Bundeshymne entstanden und stellt eine sprachlich sehr unglückliche Formulierung dar, da damit unbeabsichtigt die von Töchtern geborenen männlichen Enkel gemeint sein können, begründet die Jury ihre Entscheidung. Es sind die mangelhafte sprachliche Form und die damit verbundenen Reaktionen, die den Ausdruck zu einem Unwort machen.

„Letal vergrämen“ und „Lobbyist“

Die Silbermedaille in dieser Kategorie erhielt „Lobbyist“. Der neutrale Begriff sei durch „korrupte und manipulative Tätigkeit“ einiger Berufsvertreter in Verruf gekommen. Das „bronzene“ Unwort des Jahres stammt aus dem vor kurzem novellierten steirischen Naturschutzgesetz und heißt „letal vergrämen“ - ein einfallsreicher Euphemismus für das Töten von Vögeln.

„Shortly, without von delay“ ist Spruch des Jahres

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) zeichnet für den Spruch des Jahres 2011 verantwortlich: „Shortly, without von delay“. „Die Zeit, die wir uns gegeben haben, ist shortly. Und auf Ihre Frage, was das heißt, sage ich Ihnen: ‚shortly, without von delay‘“, sagte die Finanzministerin nach einer EU-Krisensitzung zur Schuldenkrise am 13. Juli 2011. Dieser Ausspruch sei symptomatisch für die Überforderung von europäischen Politikern in der komplexen wirtschaftlichen Situation, in der sich die EU derzeit befinde, so die Jury.

„Wo woa mei Leistung?“

Der Unspruch des Jahres 2011 stammt von Walter Meischberger und lautet: „Wo woa mei Leistung?“ Dieser von Meischberger in einem „privaten“ Gespräch gemachte Ausspruch bezog sich auf Absprachen, die in Bezug auf Rechnungen getätigt werden und vor der Staatsanwaltschaft bestimmte Provisionszahlungen im Rahmen von Immobilienverkäufen begründen sollten. Er steht für viele ähnliche Vorkommnisse, die derzeit gerichtsanhängig sind und fehlendes Unrechtsbewusstsein zeigen. Für Meischberger und andere gilt die Unschuldsvermutung, stellte die Jury fest. „Es gilt die Unschuldsvermutung“ war übrigens der Unspruch des Jahres 2010.

Von „liken“ und „egosurfen“

Zum Jugendwort des Jahres 2011 wurde „liken“ – zu Deutsch „Gefällt mir“ – gewählt, danach folgt „planking“ und auf dem dritten Platz „egosurfen“ als Ausdruck für das Suchen bzw. Gieren nach möglichst vielen Eintragungen der eigenen Person im Internet.

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