Architekt Günther Domenig verstorben

Der bekannte Architekt Günther Domenig ist tot. Der gebürtige Kärntner wäre im Juli 78 Jahre alt geworden. Domenig baute unter anderem die Pädagogische Hochschule in Graz, das LKH Bruck und das LKH Graz West. Er erhielt zahlreiche Preise.

Nach Angaben der Familie starb Domenig am Freitagmittag in seiner Grazer Wohnung. Wie die Familie mitteilte, habe er allerdings in seiner Heimat Kärnten begraben werden wollen - ursprünglich in seinem „Steinhaus“ am Ossiachersee.

Nach Studium Graz treu geblieben

Domenig studierte von 1953 bis 1959 in Graz Architektur. Auch nach Abschluss des Studiums sollte Graz seine Hauptwirkungsstätte bleiben. Zum einen unterrichtete er an der Technischen Universität (seit 1980 als Universitätsprofessor), zum anderen entstanden viele seiner Bauten in Graz. Von 1963 bis 1975 arbeitete er zusammen mit Eilfried Huth. Danach war er zum größten Teil alleine tätig, einige Werke entstanden auch zusammen mit Hermann Eisenköck.

Steinhaus Günter Domenig

Hans Peter Schaefer

Das von Günther Domenig entworfene Steinhaus in Steindorf

1998 gründeten Domenig, Eisenköck und Herfried Peyker die Architektur Consult ZT GmbH, die er 2006 verließ. Seit 2003 arbeitete Domenig vorwiegend mit Gerhard Wallner in der Architekten Domenig & Wallner ZT GmbH zusammen.

Prägender Stil verschiedener Strömungen

Domenigs Baustil hat verschiedene architektonische Strömungen seit den 1960er Jahren wie Strukturalismus, Brutalismus und Dekonstruktivismus antizipiert und zum Teil entscheidend mitgeprägt. Sein Hauptwerk wird dem Dekonstruktivismus zugerechnet und ist zwischen Expressionismus und Poststrukturalismus angesiedelt. Manche Werke erheben den Anspruch, Gesamtkunstwerke zu sein.

Renommierte Bauten in Österreich und im Ausland

Einer breiten Öffentlichkeit wurde er spätestens als Planer des Zentralsparkassengebäudes in der Wiener Favoritenstraße (1986) bekannt. Sein mit fließender Wellenfassade versehenes Bankkundenzentrum befindet sich heute im Besitz des Echo-Verlags. Auch mit der Gestaltung der Kärntner Landesausstellung „Grubenhunt & Ofensau“ 1995 in Hüttenberg und des neuen Verwaltungs- und Werkstättentraktes des Stadttheaters Klagenfurt (1995 - 1998) stieß er auf breite Resonanz.

In Wien bereicherte er 2004 mit seinem vielfach preisgekrönten T-Center in Erdberg spektakulär die Büroskyline. Auch das Dokumentationszentrum auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg trägt seine Handschrift. Durch einen eigenwillig positionierten, begehbaren Glaskeil entzauberte er die gigantomanische NS-Architektur.

Internationale Bekanntheit erlangte er mit seinen Entwürfen für die Olympischen Spiele 1972 in München.

„Steinhaus“ als architektonisches Vermächtnis

An seinem persönlichen Hauptwerk hat er 22 Jahre gebaut: Erst 2008 konnte Günther Domenig das von ihm kreierte „Steinhaus“ in Steindorf am Ossiacher See eröffnen. Das Großprojekt mit seinen ausufernden Dimensionen am Seeufer wurde zum architektonischen Vermächtnis des Kärntners. Domenig gehörte zu den renommiertesten Architekten Österreichs nach dem Krieg, erlangte zu einer Zeit Popularität, in welcher das Stararchitektentum noch nicht weit verbreitet war.

Preise und Jugendförderung

Zugleich gab der hochdekorierte Architekt sein Wissen stets an die Jugend weiter. Domenig war viel gefragter Gastprofessor und Wettbewerbsjuror. Auch vertrat er Österreich über Jahre bei internationalen Ausstellungen wie etwa der Biennale in Venedig. Damit wurde er nicht nur national geehrt - Domenig war etwa seit 2004 Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und erhielt 2006 den Staatspreis für Architektur -, sondern konnte auch international reüssieren. So wurde ihm etwa 1969 der Grand Prix International d’Urbanisme et d’Architecture Cannes oder 1975 der Prix Europeen de la Construction Metallique zugedacht.

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