Neckermann-Pleite: Kündigungen angemeldet

Alle 300 Grazer Neckermann-Mitarbeiter sind beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet worden. Allerdings: Im Konzept des Managements sei es nicht vorgesehen, Mitarbeiter abzubauen.

Bei Neckermann sind derzeit die Insolvenzverwalter am Zug, wobei noch unklar ist, wie sich die Pleite von Neckermann Deutschland und Neckermann Logistik auf die österreichische Niederlassung in Graz auswirkt - Neckermann Österreich ist eine eigenständige Aktiengesellschaft - mehr dazu auch in Neckermann-Pleite: 300 bangen um Job (19.7.2012).

Insolvenzverwalter verschaffen sich ersten Überblick

Klare Aussagen über das Schicksal der Mitarbeiter dürfe man sich vorerst aber nicht erwarten, sagt Bernhard Schiederig von der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di: „Die Insolvenzverwaltung verschafft sich jetzt einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage, um dann zu prüfen, welche Teile sind zu verwerten bzw. für welche Teile gibt es Kaufinteressenten, gibt es nur für einzelne Teile der Neckermann-Gesellschaft Interessenten oder gibt es auch jemanden, der sich für Gesamt-Neckermann interessiert.“ So bestehe immerhin ein Funke Hoffnung, dass die Grazer Niederlassung selbstständig weitergeführt werden kann.

Neckermann in Graz

APA/Markus Leodolter

Branchenkenner geben dem Österreich-Standort nur geringe Überlebenschancen

Seit Jahren rote Zahlen

Über etwaige Kaufinteressenten oder Sanierungspläne sei derzeit aber noch nichts durchgesickert, so der ver.di-Sprecher. Branchenkenner geben dem Österreich-Standort aber nur geringe Überlebenschancen, denn die Grazer Niederlassung schreibt seit Jahren rote Zahlen.

Beim AMS angemeldet

Aktuell stehen in Graz 300 Jobs auf dem Spiel, knapp 100 davon in der Logistik - sie wurden alle beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet; viele dieser Mitarbeiter seien niedrig qualifizierte Hilfskräfte, die auf dem Arbeitsmarkt nur schwer vermittelbar sind, so ein AMS-Sprecher. Im Konzept des Managements sei es jedoch nicht vorgesehen, Mitarbeiter abzubauen: Ziel des Vorstands sei es, „das Unternehmen ohne Mitarbeiterabbau in die Zukunft zu führen“, heißt es in einer Aussendung.

Insolvenzverfahren in Österreich möglich

Ähnliches wurde am Montagnachmittag auch nach einer Betriebsversammlung in Graz laut: Zwar werde jetzt geprüft, wie die Finanzierung von statten gehen solle, so Vorstandsvorsitzender Thorsten van der Velten: „Wir haben gerade einen Liquiditätsengpass, den gilt es zu lösen. Und das kann mit dem Mutterhaus passieren, aber auch im Rahmen eines Insolvenzverfahrens hier in Österreich.“

Anmeldung sei reine Vorsichtmaßnahme

Van der Velten stuft die Anmeldung der Grazer Mitarbeiter beim AMS-Frühwarnsystem aber nur als reine Vorsichtsmaßnahme ein: „Wir gehen davon aus, dass wir das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen können und das mit den bestehenden Mitarbeitern.“

Derzeit wird der Versandbetrieb bei Neckermann noch aufrecht erhalten - Ware gibt es aber nur mehr gegen Barzahlung, Schulden werden also nicht mehr gemacht.

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