Steiermark verliert Eispalast auf dem Dachstein

Die Gemeinde Ramsau muss im kommenden Jahr 25.000 Quadratmeter Gletscher an den oberösterreichischen Nachbarn Obertraun abgeben - Grund ist ein korrigierter Grenzverlauf. Damit verliert die Steiermark eine touristische Topattraktion.

Beeindruckende Eisskulpturen und eine mit 600.000 Litern Wasser gefüllte Gletscherspalte - der Eispalast gehört seit einigen Jahren zu den am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der Steiermark. Allein im Vorjahr haben sich nicht weniger als 202.000 Menschen den Eispalast zusammen mit dem sogenannten Skywalk angesehen.

Eispalast wandert nach Oberösterreich

Ab 2014 soll diese Touristenattraktion nun zu Oberösterreich gehören - schreibt die „Bezirksrundschau Salzkammergut“. Denn wie sich nach einer GPS-Vermessung herausgestellt habe, sei der Grenzverlauf jahrzehntelang falsch bemessen worden.

Dachstein Eispalast

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Erst im Vorjahr ist der Eispalast erweitert worden

Egon Höll, Bürgermeister von Obertraun, will schon länger darauf hingewiesen haben: „Seitdem in den Dachsteingletscher der Eispalast hineingegraben wurde, der jetzt noch erweitert worden ist im letzten Sommer, habe ich immer wieder bei den Stellen des Landes Oberösterreich darauf hingewiesen, dass sich das auf Obertrauner Gemeindegebiet befindet und wie das zu vereinbaren ist mit der oberösterreichischen Naturschutzgebietsverordnung - bin da aber immer vertröstet worden.“

Ramsau verliert Steuergelder

Bis jetzt zumindest - ab 1. Jänner wird der Vermessungsfehler korrigiert. Rainer Angerer, Bürgermeister von Ramsau, nimmt es gelassen, obwohl er dadurch auch Einnahmen verliert: „Finanziell heißt das, dass von den Eintritten in den Eispalast, der extra verrechnet wird und nicht bei der Sommercard dabei ist, die Steuern nach Oberösterreich fließen und nicht mehr in die Steiermark.“ Der Geschäftsführer der Planai-Hochwurzenbahnen Georg Bliem rechnet damit, dass der steirischen Gemeinde nicht mehr als einige Tausend Euro entgehen.

Dachstein Eispalast

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Der Eispalast wurde erst im vergangenen Sommer erweitert

Den großen Geldsegen erwarte sich die Gemeinde Obertraun dadurch nicht, sagte Höll: „Das sind bestehende Anlagen, und wir haben bereits seit 1969 eine Teilung der Kommunalsteuer zwischen Obertraun und der Gemeinde Ramsau.“ Von der Grenzänderung wird auch einer der zwei Zugänge zur sogenannten „Treppe ins Nichts“ betroffen sein. Die Attraktion ist erst im Sommer fertiggestellt worden, bleibt aber steirisch - mehr dazu in Luftige Hängebrücke auf Dachstein eröffnet (30.7.2013).

Gesamterlebnis bleibt erhalten

Für den Geschäftsführer der Planai-Hochwurzenbahnen Georg Bliem tue der „Ortswechsel“ dem Gesamterlebnis Dachstein aber keinen Abbruch, sei doch auch das Restaurant am Gipfel auf die Bundesländer aufgeteilt. Bliem will das sogar noch stärker zum Ausdruck bringen: „Ich habe mir gedacht, wir werden das auch ein bisschen zum Ausdruck bringen beim Eispalast. Ich für Mai ein Treffen der beiden Bürgermeister von Ramsau und Obertraun geplant, gemeinsam mit den Landesvertretern, das wir da vielleicht auch gemeinsam die Gemeindewappen und Landeswappen anbringen.“

Keine Genehmigung in Oberösterreich

Zugleich bringt die geographische Neuordnung aber auch ein rechtliches Kuriosum mit sich: Denn in Oberösterreich wäre der Eispalast so nie genehmigt worden, weil er dort auf Europaschutzgebiet steht. Juristisch gesehen ist er damit ein Bestandsbau, der zwar stehen bleiben, nicht aber ausgebaut werden darf.

Übrigens: Schon bisher haben sich Oberösterreich und die Steiermark einen Teil des Dachsteins geteilt - nämlich den Gipfel.

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