Studie: Wie Schwarzafrikaner in Österreich leiden
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März präsentierten die StudienautorInnen Simone Philipp und Klaus Starl an der Universität Graz die Ergebnisse der Studie "Lebenssituation von ‚Schwarzen‘ in urbanen Zentren Österreichs.
APA/ Walter G. Allgauwer
Befragung in vier Städten
Per Fragebogen wurden Menschen mit schwarzer Hautfarbe zwischen März und Oktober 2012 in Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck zu Themen wie Recht, Gesundheit oder Arbeit befragt. Die Bewertung der Aussagen erfolgte durch Analyse, ob in der Wahrnehmung der befragten Personen Beschränkungen, Benachteiligungen, Ausschlüsse oder Unterscheidungen aufgrund der Hautfarbe in der Ausübung von Grundrechten im Sinne der Legaldefinition des internationalen Verbots rassistischer Diskriminierung vorliegen.
Respektloser Umgang bei Behörden
Ein Drittel der Befragten gab an, bei Behörden respektlos behandelt worden zu sein. 40 Prozent der befragten Personen, die schon mit Gerichten zu tun hatten, gaben an, dort nicht angemessen respektvoll behandelt worden zu sein. Ein Viertel der Interviewpartner gab mangelndes Vertrauen als Grund dafür an, sich über respektloses Verhalten nicht beschwert zu haben.
Kein Vertrauen in Rechtssystem
70 Prozent glauben nicht an die Gleichheit von Menschen mit schwarzer Hautfarbe im österreichischen Rechtssystem. Es zeigte sich, dass die Wahrnehmungen vom sozialen Status der befragten Personen abhängig sind. Menschen mit schwarzer Hautfarbe, die noch nie mit dem österreichischen Rechtssystem in Kontakt gekommen sind, glauben eher an eine Gleichbehandlung vor Behörden und Gerichten.
Verständigungsschwierigkeiten
Bei der Inanspruchnahme von und im Zugang zu Gesundheitsleistungen fühlen sich die Befragten weniger stark diskriminiert. 25 Prozent der Befragten gaben an, es gebe Verständigungsschwierigkeiten und knapp 15 Prozent, sich nicht ernst genommen gefühlt zu haben. 16 Prozent der Befragten fühlten sich respektlos behandelt, knapp acht Prozent gaben an, zumindest einmal innerhalb der letzten zwölf Monate eine rassistische Äußerung vernommen zu haben. Ein Drittel der Befragten glaubt nicht an eine gleich gute medizinische Versorgung von Schwarzen bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Die Hälfte der Befragten arbeitet unter ihrer Qualifikation.
Diskriminierung am Arbeitsplatz
Die Arbeitslosigkeit liegt unter den Befragten bei 20 Prozent. Die Hälfte der Befragten gab an, unter Qualifikation beschäftigt zu sein. Das Ausmaß an rassistischer Diskriminierung ist laut Erhebnung in der Arbeitswelt besonders hoch. Ein Drittel der befragten Personen wurde von Vorgesetzten in den letzten drei Jahren mindestens ein Mal benachteiligt. 40 Prozent der Befragten wurden mindestens ein Mal rassistisch diskriminiert, 70 Prozent davon von Kollegen am Arbeitsplatz. 19 Prozent gaben an, auch rassistische Übergriffe erlebt zu haben, auch hier in überwiegender Mehrheit durch Kollegen.
Kritik an Amtshandlungen durch Polizisten
Auch der öffentliche Raum ist in der Wahrnehmung schwarzer Menschen von einem rassistischen Umfeld geprägt. Jeder Zweite gab an, auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln zumindest einmal rassistisch belästigt worden zu sein. 57 Prozent der Menschen mit schwarzer Hautfarbe wurden im letzten Jahr von der Polizei angehalten und mussten sich ausweisen. Nahezu die Hälfte davon hatte den Eindruck, die Amtshandlung wäre nicht korrekt verlaufen.
Viele empfinden Lage als belastend
Das in der Öffentlichkeit durch Werbung, Medien und von Personen des öffentlichen Lebens vermittelte Bild von Schwarzen wird von 61 Prozent der in Österreich lebenden Schwarzafrikaner als abwertend empfunden. Zwei Drittel können sich eine angemessene politische Teilhabe in österreichischen Städten nicht vorstellen. 62 Prozent der Befragten gaben an, als Schwarze von der Mehrheitsbevölkerung als fremd wahrgenommen zu werden. 76 Prozent hiervon empfinden diese Situation als belastend.
Antidiskriminierungsstelle: Mehr Fälle von Rassismus
Die Antidiskriminierungsstelle des Landes teilte am heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus mit, dass die Zahl der Rassismus-Fälle im Vorjahr verglichen mit 2012 um fast ein Drittel gestiegen ist. 185 Fälle rassistischer Diskriminierung hat die Antidiskriminierungsstelle Steiermark im Vorjahr bearbeitet - das bedeutet ein Plus von 32 Prozent.
So genannte Hate Crimes nehmen zu.
Die Hälfte dieser Fälle passiere im Alltag und der Arbeitswelt, sagte die Leiterin der Stelle, Daniela Grabovac. Dahinter folgen die Bereiche Wohnen, Ausbildung und Gesundheit. Das reicht vom Taxifahrer, der aus Gründen seiner Herkunft attackiert wird, bis hin zum rassistischen Wohnungsinserat, das mit dem Hinweis „keine Afrikaner“ versehen ist. „Eine immer größere Rolle spielen sogenannte Hate Crimes, als hassmotivierte Straftaten, die aus Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und religiöser Intoleranz heraus begangen werden“, so. Grabovac.