Verbund mottet Kraftwerk Mellach ein

Der Verbund schließt aus Kostengründen fünf Kraftwerke, darunter zwei in der Steiermark: Das erst 2011 eröffnete Gas-Kombikraftwerk Mellach wird eingemottet, das ölbefeuerte Fernheizkraftwerk Neudorf/Werndorf II geht endgültig vom Netz.

Das Steinkohlekraftwerk Dürnrohr (NÖ) und das ölbefeuerte Fernheizkraftwerk Neudorf/Werndorf II werden endgültig geschlossen, temporär stillgelegt werden das Gas-Kombikraftwerk Mellach und die französischen Gas-Kombikraftwerke in Pont-sur-Sambre und Toul - mehr dazu in Stopp für Produktion von Verlusten (news.ORF.at). „Das Steinkohlekraftwerk Mellach bleibt zur Fernwärmeversorgung der Stadt Graz weiter in Betrieb“, so der Verbund.

Gas zu teuer, Strom zu billig

Als Gründe für die Schließungen führt der Verbund die „massiven Verwerfungen am europäischen Elektrizitätsmarkt“ und den „sektorweiten Wirtschaftlichkeitsdruck“ an. Das Unternehmen habe in den letzten Monaten „alle Optionen zur Optimierung des gesamten thermischen Kraftwerksportfolios intensiv geprüft“.

Kraftwerk Mellach

APA/Helge Sommer

Mellach war erst 2011 in Betrieb gegangen

Das Gas- und Dampfkraftwerk Mellach südlich von Graz stellte sich für den Verbund als finanzielles Fiasko heraus: Die 832-MW-Anlage für rund 550 Mio. Euro ist seit 2011 fertig, lieferte bisher aber nur marginal Elektrizität - schuld ist der Verfall der Strom-Großhandelspreise durch die deutsche „Energiewende“ bei weiter hohen Gasbezugspreisen.

Der Verbund schob die Entscheidung zur Zukunft von Mellach mehrmals auf, nun aber wurde die temporäre Schließung des hochmodernen Gas- und Dampfkraftwerk bekannt gegeben - mehr dazu in Kraftwerk Mellach: Eröffnet 2011, eingemottet 2014.

Einmottung „sicher vier bis fünf Jahre“

Den Zeitraum für die vorübergehende Einmottung beziffert Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber mit „sicher vier bis fünf Jahre“ - die Prognosen für das wirtschaftliche Umfeld zeigten im Zeitraum 2016/2017/2018 eine beginnende Verknappung am Strommarkt und wieder steigende Großhandelspreise. In Frankreich könnte dieser Zeitraum etwas früher kommen. Ein Gaskraftwerk könne 40 bis 45 Jahre laufen.

Energie Steiermark: „Kein freundlicher Akt“

Der Vorstand der Energie Steiermark reagierte auf die Mitteilung mit klaren Worten: „Das ist kein freundlicher Akt gegenüber der Steiermark. Es besteht eine eindeutige vertragliche Garantie des VERBUND vom Dezember 2013, dass die nötige Fernwärme für die steirischen Kunden im Großraum Graz bis zum Jahr 2020 gesichert geliefert wird“, so Vorstandssprecher DI Christian Purrer und Vorstandsdirektor DI Olaf Kieser. Das inkludiere, dass zusätzlich zu dem weiterhin in Betrieb bleibenden Steinkohlekraftwerk Mellach selbstverständlich dort aber auch eine entsprechende Reservekapazität - für den möglichen Fall einer Störung - zur Verfügung stehen müsse, so der Vorstand weiter.

Übernahme der gesamten Fernwärme ab 2020

Ab 2020 übernimmt die Energie Steiermark gemeinsam mit Partnern die gesamte Fernwärme-Produktion und Lieferung. Dabei wird in Partnerschaft mit der Stadt Graz, der Holding Graz, dem Tochterunternehmen Energie Graz, der Grazer Energieagentur und hochkarätigen Experten der heimischen Universitäten eine „grünere“ und nachhaltigere Fernwärmeversorgung angestrebt, bei der möglichst viele Varianten Erneuerbarer Energiequellen zum Einsatz kommen sollen.

„Wir wollen den regionalen Selbstversorgungsgrad der zweitgrößten Stadt Österreichs erhöhen und eine neue, ökologisch verantwortungsvolle sowie sichere Fernwärme-Versorgung entwickeln“, so Purrer und Kieser. In einem Vorprogramm dazu werden vom steirischen Landesenergieunternehmen in den kommenden Jahren über 60 Millionen Euro investiert.

Aufsichtsrat: Schließungen „mutiger Schritt“

Die Schließungen sollen laut Verbund in den Folgejahren zu einer „dauerhaften wirtschaftlichen Verbesserung“ führen; die Stilllegung der Kraftwerke muss noch vom Verbund-Aufsichtsrat genehmigt werden.

Aufsichtsratschef Gilbert Frizberg begrüßte am Mittwoch die Schließungen als „mutigen Schritt“ des Vorstands des Stromkonzerns. In einer Woche werde es wohl grünes Licht durch den Aufsichtsrat geben. Die Entscheidung des Verbund-Vorstand sei „im Interesse der Gesamtrentabilität“ des Unternehmens und mache den Konzern „stark für die Zukunft“, so Frizberg.

Unternehmen nun „besser aufgestellt“

Mit dem Schließungs- bzw. Einmottungsbeschluss habe der Verbund „jetzt Ballast weggelegt“ und weise „keine bedeutenden Verlustquellen“ mehr auf, so der AR-Vorsitzende. Es sei „gut, dass der Vorstand entschieden hat“, denn „man konnte hier nicht ewig warten.“ Das Unternehmen könne jetzt „nach vorn schauen“ und sei relativ im Vergleich zu Mitbewerbern besser aufgestellt, egal wie der Strommarkt künftig aussehe: „Den alten Markt wird es nicht mehr geben“.

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