Nach Explosion: Gefahr nicht gebannt

In Kapfenstein im Bezirk Südoststeiermark ist Montagabend ein Haus explodiert, Vater und Sohn wurden getötet, ein weiterer Sohn wurde leicht verletzt - laut Polizei hantierten sie mit Sprengstoff. Die Gefahr ist noch nicht gebannt, das Areal bleibt gesperrt.

Die drei Männer hatten laut Polizei in einem Wirtschaftsgebäude mit „hochexplosivem Pulver“ hantiert und an Knallkörpern gebaut. Gegen 18.20 Uhr, als der 33-jährige Sohn gerade in ein Nebengebäude - ein altes Wohnhaus - ging, kam es plötzlich zur Detonation, die laut Polizei in einem Umkreis von einem Kilometer hörbar war; Nachbarn berichten zudem von einem aufgestiegenen Feuerball.

Gebäude in „Schutt und Asche“

Von dem Wirtschaftsgebäude, in dem sich Vater und Sohn aufgehalten hatten, sei nur noch „Schutt und Asche“ übrig, erklärte Maximilian Ulrich von der Landespolizeidirektion Steiermark noch in der Nacht.

Die Nebengebäude sowie das Wohnhaus wurden teilweise schwer beschädigt, und auch ein Nachbarhaus erwischte es: Fenster gingen durch die Druckwelle zu Bruch, und auch das Dach des Nachbarn soll es regelrecht angehoben haben. Die Teile des zerstörten Wirtschaftsgebäudes liegen in einem Umkreis von rund 300 Metern verteilt.

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Günther Bauer berichtet aus Kapfenstein

Ehefrau unverletzt

Der 57-jährige Vater und sein 29-jähriger Sohn kamen bei der Explosion ums Leben. Die 55-jährige Ehefrau und Mutter hielt sich zum Zeitpunkt der Explosion im Wohnhaus auf und blieb unverletzt, der 33-jährige Sohn, der in das Nebengebäude gegangen war, erlitt leichte Verletzungen - sie werden vom Kriseninterventionsteam betreut. Durch die Explosion war es auch zu einem Brand gekommen, den die Feuerwehr löschte; in den Nachtstunden kümmerte sie sich um die letzten Glutnester.

Noch immer Explosionsgefahr

Wie und warum es genau zu der Explosion kam, steht noch nicht fest, ebensowenig, woher die Männer das explosive Material hatten. Der Entschärfungsdienst des Innenministeriums fand in den Trümmern weiteres explosives Material, so Polizeisprecher Fritz Grundnig: „In diesen Trümmern wurden noch chemische Stoffe, Chemikalien gefunden, die unter Umständen hochbrisant sind und noch explodieren könnten. Die Bergung wird möglicherweise noch Tage in Anspruch nehmen.“

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Polizeisprecher Fritz Grundnig im Interview mit Helmut Schöffmann

Erst wenn die Spezialisten mit ihrer Arbeit fertig sind, können Tatortermittler auf das großräumig abgesperrte Gelände. Die explosiven Stoffe müssen laut Grundnig in mühsamer Kleinarbeit händisch aus dem Trümmern geholt werden; danach soll alles in einem gesicherten Anhänger abtransportiert werden, um es an einem anderen Ort genauer zu untersuchen.

Areal über Nacht bewacht

Jedenfalls bis zum Einbruch der Dunkelheit werden die Entschärfungsspezialisten mit ihrer Suche noch beschäftigt sein. In der Nacht auf Mittwoch bleibt das Gelände dann gesperrt und wird auch polizeilich überwacht. Daneben haben die Behörden auch ein Entsorgungsunternehmen beauftragt, unbedenklichen Schutt und Abfall abzutransportieren.

Zudem konnten in den Nachtstunden mehrere Körperteile geborgen werden - sie sollen von der Gerichtsmedizin untersucht werden. Zusätzlich sollen Spürhunde zu einem späteren Zeitpunkt das Areal absuchen.

Als „Bastler“ bekannt

In der Gemeinde ist man geschockt, nicht nur, weil die beiden Getöteten tief im örtlichen Vereinsleben verwurzelt waren: „Wir sind total schockiert. So etwas hatten wir noch nie in der Gemeinde, das ist für uns in diesem Ausmaß unvorstellbar, entsetzlich, ich bin sprachlos“, sagt Bürgermeister Ferdinand Groß. Die Nachbarn erzählen auch, dass der 57-Jährige und seine Söhne in der Gegend als „Bastler“ bekannt waren; so sollen sie immer wieder Böller und Silvesterfeuerwerke selbst erzeugt haben - die Polizei konnte das so allerdings noch nicht bestätigen.

Schaden in Millionenhöhe

In der Zwischenzeit wird auch das Schadensausmaß an den umliegenden Häusern immer deutlicher - Polizisten versuchen Beschädigungen bei den Nachbarn zu erheben. Der entstandene Schaden am landwirtschaftlichen Anwesen sowie den umliegenden Nachbarhäusern und Autos ist jedenfalls enorm, so die Polizei.